Brand

Als Brand oder Gangrän bezeichnet man die örtliche Schädigung und den Tod von Körpergewebe. Ursache ist meist die Störung des Blutkreislaufs durch eine Verengung der Arterien. Dieser äußerst schmerzhafte Zustand ist leichter zu verhüten als zu behandeln.

Alle Gewebe im Körper müssen über den Blutkreislauf ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden, um am Leben zu bleiben. Das Blut wird durch die Arterien in die Gewebe gepumpt, und jede Unterbrechung oder Einschränkung des Blutflusses durch eine Arterie kann zu Brand (fressendes Geschwür) führen. Häufige Ursachen sind Arterienerkrankungen, Schädigungen von Arterien durch schwere Verbrennungen, Verletzungen oder Erfrierungen, bestimmte Arten von Vergiftungen, die krampfhafte Arterienverengungen auslösen, sowie Erkrankungen wie Diabetes oder die Raynaudsche Krankheit (anfallsweise auftretende Gefäßkrämpfe meist in den Fingerarterien).

Schädigung der Arterien

Schädigungen der Arterien, die eine örtliche Abschnürung der Blutversorgung bewirken, führen zu trockener Gangrän. Der vollständige Gewebstod infolge bakterieller Infektion wird als feuchte Gangrän bezeichnet. Hierbei zerfällt das Gewebe und wird jauchig (es entsteht ein süßlich fauliger Verwesungsgeruch).

Bestimmte Bodenbazillen können Wunden und andere Verletzungen infizieren und Gasbrand hervorrufen. Wenn Gewebe einmal brandig und nekrotisch (abgestorben) ist, gibt es keine erhaltende Behandlungsmöglichkeit mehr. Zu Gangrän kommt es meistens an der Körperoberfläche, wo das Gewebe dem Angriff der Bakterien stärker ausgesetzt ist als im Körperinnern.

Eines der ersten Symptome unzureichender Blutversorgung in den Beinen sind Wadenschmerzen beim Gehen. Die Füße fühlen sich möglicherweise kalt an oder so, als seien sie „abgestorben“. Wenn die Krankheit fortschreitet, schmerzen die Beine selbst in Ruhestellung, und es kommt zu Wadenkrämpfen. Schließlich gelangt nur noch so wenig Blut durch die Arterien, dass das Gewebe nicht mehr lebensfähig ist. In diesem Stadium wird das Gewebe brandig.

Der Brand beginnt meist an den Zehen, weil diese Körperteile am weitesten vom Herzen entfernt sind und sehr kleine Blutgefäße besitzen, die entsprechend weniger Blut transportieren.

Gangrän kann auch auftreten, wenn die Blutversorgung der Gliedmaßen infolge einer Verletzung oder einer schweren Erfrierung unterbrochen wurde. Wenn eine schwere Arterienverkalkung in den Beinen vorliegt, kann Brand plötzlich auftreten. Meist vollzieht sich dieser Prozess jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg und wird oft durch eine geringfügige Infektion ausgelöst.

Die Haut rötet sich zunächst und ist dann glänzend. Wird Druck auf die Stelle ausgeübt, verfärbt sie sich weiß, doch anstatt hinterher gleich wieder die normale Färbung anzunehmen, bleibt der Hautbereich mehrere Sekunden lang weiß. Später verfärbt sich die Stelle, im allgemeinen dunkelblau oder violett, bis der vom Brand befallene Bereich schließlich bräunlich schwarz verfärbt ist.

Ist Brand erst einmal aufgetreten, so kann der Arzt nur noch sehr wenig tun, um die Blutversorgung wiederherzustellen und eine Rückbildung zu erreichen. Weder eine medikamentöse Behandlung noch der natürliche Abwehrmechanismus des Körpers vermögen irgend etwas auszurichten.

Der Behandelnde trägt entweder die abgestorbenen Teile ab, bis gut durchblutetes Gewebe erscheint, oder lässt den vom Brand befallenen Körperteil eintrocknen – was als Mumifikation bezeichnet wird – und führt danach eine Amputation aus. Auf diese Weise wird am wirksamsten eine aufsteigende und sich ausbreitende Infektion verhindert.

Eine schwere Arterienverkalkung im Bein ist bei Rauchern häufiger als bei Nichtrauchern. Starke Raucher, die beim Gehen Wadenschmerzen verspüren, sollten sofort mit dem Rauchen aufhören und sich in ärztliche Behandlung begeben. Möglicherweise handelt es sich um das erste Symptom eines Raucherbeins. Menschen mit Diabetes oder einer schweren Arterienerkrankung sollten locker sitzende Schuhe tragen und regelmäßig zur Pediküre gehen, um die Füße so gut es geht gesund zu erhalten. Vorsicht ist in jedem Fall geboten, denn die kleinste Verletzung kann zu Brand führen.

Ein wesentlicher Aspekt in der Behandlung von Durchblutungsstörungen infolge einer Arterienverkalkung besteht darin, dass der Patient ein Gehtraining durchführen muss. Bei schweren Durchblutungsstörungen in einem mittelschweren Stadium kann es noch zu einer deutlichen Verbesserung der Durchblutung führen. Aufgrund der besseren Durchblutung während des Gehtrainings können sich dann mit der Zeit auch wieder feine Gefäße ausbilden.

Gasbrand

Gasbrand kommt heute nur noch selten vor. Es ist eine typische Erkrankung von im Krieg verwundeten Soldaten. Bei dieser Krankheit ist verletztes Gewebe mit Bazillen der Gattung Clostridium perfringens aus dem Erdboden infiziert. Den besten Nährboden finden die Bazillen in tiefen und ungenügend durchbluteten Wunden, die mit Erde in Berührung gekommen sind. Unter Sauerstoffabschluss können die Clostridien eine giftige Substanz freisetzen, die zu schwersten Krankheitserscheinungen führt.

Diese Substanz ist sehr aggressiv und zersetzt die Bindegewebsmuskulatur und sogar den betroffenen Knochen. Das bewirkt wiederum einen blutigen, jauchigen Zerfall und Verflüssigung des Gewebes verbunden mit Gasbildung. Die Wunde verfärbt sich, beginnt zu knistern; die Schmerzen sind unerträglich. Das geschwollene Gewebe entleert auf Druck ein übelriechendes Sekret.

Erfährt dieser schwer kranke Patient nicht umgehend ärztliche Hilfe, ist unweigerlich der Tod die Folge. Die übliche Behandlung von Gasbrand besteht in der Verabreichung eines antitoxischen Serums und der sofortigen operativen Ausräumung des Infektionsherdes und breiter Freilegung der Wunde. Es erfolgt eine offene Wundbehandlung. Auf diese Weise kann gegebenenfalls eine Amputation verhindert werden.