Menschen ohne Geruchssinn haben vermehrt sexuelle Probleme im Gegensatz zu denjenigen, die riechen können. Zu diesem Ergebnis ist eine aktuelle Studie der Gothenburg Universität gekommen. Männer, die ohne Geruchssinn geboren wurden, haben dabei weniger sexuelle Geschlechtspartner als andere, während sich Frauen ohne Riechvermögen sich unsicherer in ihren Beziehungen fühlen. Die Forscher können diesen Zusammenhang nicht gänzlich erklären, vermuten jedoch, dass Menschen mit Anosmie – also Riechverlust – ihr Leben lang emotionale Signale verpassen. Zu einem bestimmten Anteil werden diese jedoch unterbewusst olfaktorisch übertragen.
Olfaktus als Anziehung
„Das Riechvermögen spielt in Beziehungen eine sehr große Rolle“, erklärt Paartherapeut Roland Bösel. „Geruch kann eine Anziehung für andere sein“, sagt er. Er könne demnach als eine Visitenkarte des Menschen gesehen werden. „Aber auch in Krisenzeiten wird die Geruchs-Wahrnehmung des Partners verstärkt“, sagt er. Unangenehme Gerüche, die vor dem Konflikt nicht vernommen wurden, würden für den Partner in der schwierigeren Zeit überaus beträchtlich.
Auch auf die Sexualität habe das Riechverhalten eine erhebliche Auswirkung. Viele Paare wüssten aufgrund der fehlenden Kommunikation auch nach Jahrzehnten nicht, was der Andere olfaktorisch als unangenehm empfindet. „Sie sagen nicht, dass der eine vielleicht zu sauber und daher einen klinischen Geruch hat und der andere zu ungepflegt ist. Das führt dazu, dass sie nicht mehr miteinander schlafen und sich dem Sex nicht mehr hingeben können“, so der Experte.
Verlangen nach idealem Körper
Der Odor spielt nicht nur in Beziehungen eine wesentliche Rolle, sondern auch in der Gesellschaft. „Es ist heute so, dass alles, was mit jeglichen Ausdünstungen zu tun hat, von der Gesellschaft abgetötet wird. Die Menschen wollen ihren Körper auf einen idealen Zustand bringen, der von irgendjemandem einmal festgelegt wurde“, führt Bösel aus.
Die Öffentlichkeit solle dahingehend wieder vermehrt sensibilisiert werden, dass sie ihrem Körper so begegnen kann, wie er ist – auch in Bezug auf den Geruch. „Wir müssen wieder riechen lernen. Wir machen vieles mit den Augen, Ohren und dem Mund, aber das Bedürfnis am Riechen geht verloren“, schließt der Therapeut ab.
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