Männer im Wechsel

Männer im Wechsel - © Elena Ray

Die Wechseljahre sind bei Frauen als Krankheit anerkannt, doch auch Männer können in den Wechsel kommen.

Was bei Frauen in aller Stärke auftritt und als Krankheitsbild anerkannt ist, sorgt beim männlichen Geschlecht für Verwirrung und Unklarheit, die zumeist auf Unwissenheit basiert. Die Rede ist vom männlichen Wechsel. Ein US-Urologenteam der Northwestern University hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass 95 Prozent der Fälle unerkannt und daher auch unbehandelt bleiben. Auch der Linzer Sexualmediziner Georg Pfau kommt zum gleichen Schluss.

„In den meisten Fällen werden die Symptome als Midlife-Crisis abgetan“, meint Dr. Pfau. „Die Betroffenen berichten nicht über das Nachlassen der sexuellen Leistungsfähigkeit, sondern über depressive Stimmungen, Energiedefizit, Müdigkeit, Schlafstörungen sowie Muskelab- und Fettaufbau“, so der Mediziner. Gesellschaftlich würden diese Zustände sehr häufig mitleidig belächelt. Dass der Hormonabbau ab dem 20. Lebensjahr beginnt, sei eine Tatsache. Kritische Werte würden dann zumeist ab dem 45. oder 50. Lebensjahr auftreten.

Mindestens fünf Mio. US-Bürger betroffen

Der Hypogonadismus des alternden Mannes, auch Klimakterium virile genannt, zeigt sich durch niedrige Testosteronwerte und die damit in Verbindung stehenden Störungen. Die männlichen Hoden erzeugen deutlich weniger Testosteron. Trotz der hohen Prävalenz der Störungen bleiben bis zu 95 Prozent nicht diagnostiziert. Die Folge davon ist eine Einbuße der Lebensqualität. Betroffen davon sind laut Experten mindestens fünf Millionen Männer. Die Zahlen könnten jedoch bedeutend höher sein.

Auch Dr. Pfau weiß aus eigenen Erfahrungen, dass viele Betroffene Anti-Depressiva schlucken, die nicht immer Hilfe bringen. Damit ist das Problem keineswegs gelöst, denn auch in Österreich gibt es zu diesem Thema große Wissensdefizite. Gründe dafür sind das Leugnen der Krankheitsbilder, aber auch ein allgemeines Schweigen zum Thema. Außerdem gibt es Männer, die zwar ihre Schwächen erkennen, aber nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Die Männer leiden oft still vor sich hin.

Lebensqualität ganz einfach erhöhen

Gerade weil die Symptome die Lebensqualität beeinträchtigen, muss man reagieren. Die Verabreichung von Testosteron ist heute kein großes Problem mehr. Doch das ist leider nicht bei jedem Patienten möglich. Im Vorfeld sollte unbedingt abgeklärt werden, ob ein Prostatakrebs ausgeschlossen werden kann.

Vor der Verabreichung des Hormons wird der aktuelle Hormonstatus über das Blutbild erhoben. Doch ebenso wichtig ist ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Mediziner. Denn nur dieser kann auch klar erkennen, ob tatsächlich eine solche Behandlung sinnvoll ist. Der Hormonstatus alleine sei nicht aussagekräftig, da es auch junge Menschen mit niedrigeren Testosteronwerten gibt.

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