AIDS: kognitive Störungen

AIDS: kognitive Störungen

Antiretrovirale Therapien (ART) haben zwar dazu beigetragen, dass Patienten mit der Diagnose HIV/AIDS länger am Leben bleiben, aber sie haben auch Nebenwirkungen: Wie diese zustande kommen, hat nun ein Forscherteam unter die Lupe genommen. Kognitive Probleme wie Gedächtnisverlust und zielgerichtete Handlungssteuerung gehen durch die ART verloren – schuld daran ist eine Störung der Oligodendrozyten, die für die Leitfähigkeit der Nervenzellen sorgen.

„Die Pharmafirmen haben Großartiges geleistet, um das Leben von HIV-Patienten durch Medikamente zu verlängern, aber wir sind damit noch nicht fertig“, meint Kelly L. Jordan-Sciutto von der University of Pennsylvania, die die Studie gemeinsam mit Judith B. Grinspan vom Children’s Hospital of Philadelphia geleitet hat. Denn es sei noch viel zu tun, um das Leben von Menschen zu verbessern, die sich einer antiretroviralen Therapie unterziehen.

Herstellung von Myelin gestört

Die Oligodendrozyten produzieren Myelin, das die Neuronen isoliert und dadurch sicherstellt, dass Informationen schnell von Zelle zu Zelle übertragen werden können. „Wenn Myelin zerstört wird, wandern Nervenimpulse nicht mehr problemlos die Neuronen entlang und der nun freigelegte Nervenprozess fällt zusammen“, erklärt Grinspan.

Die Arbeit der Oligodendrozyten wird durch eine ART maßgeblich gestört; nachdem das Medikament die Zelle verlässt, kann sie ihre Arbeit aber wieder aufnehmen, wie in einem Versuch festgestellt wurde. „Das zeigte uns, dass die Medikamente die Zellen nicht einfach töteten“, erklärt Grinspan. „Sie erzeugten einen Defekt, der wieder umgekehrt werden konnte.“

Nicht nur für AIDS-Therapie relevant

An Zellproben von Gehirngewebe, das nach der Autopsie aufgehoben wurde, konnte das Forscherteam einen klaren Zusammenhang zwischen neurokognitiven Störungen und der antiretroviralen Therapie feststellen. HIV-positive und -negative Proben unterschieden sich beim Prozentsatz des für die Herstellung von Myelin kritischen Proteins MBP nicht; aber jene Personen, die eine neurokognitive Störung hatten und sich einer ART unterzogen hatten, wiesen einen signifikant geringeren Prozentsatz des Proteins auf.

Die Forschungsergebnisse sind vor allem für die Therapie von HIV-positiven Kindern relevant, da ihre Körper noch mehr Myelin produzieren müssen, um die Übertragung von Informationen zu gewährleisten. Aber auch für andere Krankheiten wie Multiple Sklerose, bei der es zu einer Demyelinisierung der Nervenzellen kommt, ist das Offenlegen dieses Prozesses interessant.

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