Was ist mit der Arbeit?

Coming out in der Arbeite | © nito - stock.adobe.com

Die Arbeit nimmt im Leben der Mehrzahl der Menschen einen wichtigen Platz ein. Entsprechend wichtig sind auch die Arbeitskollegen. Wenn Du es einmal genau überlegst, verbringst Du mehr Zeit mit Deinen Arbeitskollegen als mit Deinem Partner. Die Kollegen siehst Du von Montag bis Freitag jeden Tag um die 8 Stunden, mit Deinem Partner dagegen verbringst Du täglich nur ein paar Stunden, vom Wochenende einmal abgesehen, weil er ja auch arbeitet und ihr beide schlafen müsst. Da bleibt im Endeffekt gar nicht so viel gemeinsame Zeit übrig.

Soll ich mich outen oder nicht?

Diese Frage muss Du für Dich selbst beantworten. Dabei musst Du aber bedenken, dass Du mit Deinen Kollegen wahrscheinlich über viele Jahre lang zusammenarbeiten wirst. Dadurch lernt man sich in der Regel auch privat ziemlich gut kennen. Wenn Du es vorziehst, Dich nicht zu outen, baust Du praktisch eine Mauer zwischen Dir und Deinen Kollegen. Sie erzählen in den Pausen oder beim Umziehen über ihre Familien, ihre Freundinnen, Frauen und Kinder, wie sie sich entwickelt haben, was sie am vergangenen Wochenende gemacht haben und wohin sie nächstes Jahr in Urlaub fahren wollen und Du stehst nur daneben und schweigst. Willst Du das wirklich? Du hast doch auch ein Leben außerhalb der Arbeit, liebst Deinen Freund und gehst mit ihm am Wochenende aus. Im Grunde genommen ist Dein Leben fast dasselbe wie ihres. Wenn Du nicht in der Rolle des Außenseiters oder Sonderlings verbleiben willst, ist es im Allgemeinen besser, wenn Du Dich outest.

Wie soll ich das machen?

Die ganze Firma braucht nicht zu wissen, dass Du schwul bist. Das solltest Du nur den Kollegen anvertrauen, mit denen Du direkt zusammenarbeitest, höchstens noch Dein unmittelbarer Vorgesetzter. Bevor Du Dich outest, bringe das Gespräch unauffällig auf das Thema Schwule und Homosexualität. Dadurch erfährst Du ihre Meinung und kannst entscheiden, wem Du Dich anvertrauen willst. Dazu wählst Du am besten ein Gespräch unter 4 Augen und hängst Deine sexuelle Orientierung nicht an die große Glocke. Wenn Du Dich aber einmal geoutet hast, solltest Du auch dazu stehen und nicht verleugnen, wenn Du gefragt wirst, ob Du schwul bist.

Was tun bei negativen Reaktionen?

Die werden unvermeidlich von einigen Kollegen kommen, meistens in Form von Hohn und Spott, hämischen Bemerkungen und sogenannten Homo-Witzen. Dagegen hast Du eine gute Waffe in der Hand: Deine Leistung. Dieser Faktor zählt in der Arbeit schließlich am meisten bei der Bewertung eines Mitarbeiters. Gib jeden Tag Dein Bestes, sei freundlich und hilfsbereit und das Gerede und der Spott werden nach und nach verstummen. Sie werden sich allmählich an Dich gewöhnen und Dich so akzeptieren, wie Du bist. Das bedeutet jedoch nicht, dass Du Dir alles gefallen lassen musst. Wenn die negativen Reaktionen in Mobbing und Diskriminierung ausarten, kannst Du Dich an eine Vertrauensperson des Betriebsrats oder der Gewerkschaft wenden bzw. Deinen Vorgesetzten oder den Eigentümer um Hilfe bitten. Das Gesetz ist auf Deiner Seite. Im äußersten Fall kannst Du Dir juristischen Beistand holen und Deine Rechte einklagen. Du bist ein vollwertiger Mensch wie jeder andere.

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