Laut der allgemeinen Definition bedeutet schwul sein, wenn ein Mann sich für andere Männer interessiert, sich in sie verliebt und/oder mit ihnen Sex hat. Es gibt auch Männer, die sowohl mit anderen Männern als auch mit Frauen Sex genießen können, je nach der Situation. Diese Männer sind bisexuell, manchmal auch kurz bi genannt. Aber schwul zu sein bedeutet mehr als nur eine sexuelle Orientierung. In der Vergangenheit wurden Homosexuelle in vielen Ländern von den Behörden und auch von Teilen der Bevölkerung verfolgt, verhaftet und manchmal sogar hingerichtet.
Während der Nazizeit kamen Homosexuelle ins KZ. In weiten Teilen der islamischen Welt sind auch heute noch Verfolgung und Diskriminierung von Schwulen und Lesben weit verbreitet. Hier in Österreich und den anderen westlichen Industriestaaten gehören solche barbarischen Praktiken zum Glück der Vergangenheit an. Trotzdem ist es auch hier nicht immer leicht, sich öffentlich dazu zu bekennen, schwul zu sein. Du wirst in Deinem sozialen Umfeld immer wieder auf Menschen stoßen, die für Dich kein Verständnis zeigen, Dich mit Spott und Hohn überschütten, Witze über Dich machen oder Deinen Gang oder Deine Sprechweise imitieren. Wie alle Minderheiten sind Schwule auch ideale Mobbingopfer.
Was ist schwul überhaupt?
Schwulenhasser werden in der Fachsprache als Homophobe bezeichnet. Sie behaupten bis heute, dass die Homosexualität eine Entartung der Natur und eine Perversion sei. Schwule seien krank und müssten umerzogen werden oder mit verschiedenen gewalttätigen Methoden wie Elektroschocks von ihrer „Krankheit“ geheilt werden. Das ist selbstverständlich alles haarsträubender Unsinn. Homosexualität ist einfach eine der Formen der Sexualität. Sie ist nicht unnatürlich, sondern ebenso normal wie die Heterosexualität. Homosexualität kam in der menschlichen Gesellschaft in allen Schichten und zu allen Zeiten vor. Dass Du schwul bist, stellt für Dich die normalste Sache der Welt dar.
Dein Gefühl trügt Dich nicht, weil es die Wahrheit widerspiegelt. Viele erfolgreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Geschäftsleute, Künstler, Politiker oder Wissenschaftler sind schwul und gleichzeitig auf ihrem Gebiet sehr erfolgreich. Könnten Kranke oder Perverse solchen Erfolg und öffentliche Anerkennung genießen? Auch Beobachtungen aus der Tierwelt widerlegen die Behauptung, dass Homosexualität unnatürlich sei. Bei mehr als 1.500 Tierarten wurde zum Teil in freier Wildbahn, zum Teil in Zoos, festgestellt, dass es unter ihnen Exemplare gibt, die sich eher zu Angehörigen ihres eigenen Geschlechts hingezogen fühlen als zu denen des anderen. Trotzdem darfst Du nicht vergessen, dass Du als Schwuler ein Angehöriger einer kleinen Randgruppe bist.
Im Durchschnitt ist nur einer von 20 Männern schwul. Wenn auch offene Diskriminierung heute nur noch eine geringe Rolle spielt, macht Deine sexuelle Orientierung Dein Leben nicht leichter. Für Dich ist es zum Beispiel erheblich schwerer, einen Freund zu finden und eine dauerhafte Beziehung zu führen als für einen Hetero. In einem Land wie Österreich gibt es beispielsweise nach Schätzungen höchstens zwischen 200.000 und 400.000 homosexuelle Männer und Frauen. Viele von ihnen bekennen ihre Sexualität nicht offen und finden sexuelle Befriedigung im Rotlichtmilieu. Andere sind gebunden oder kommen aus den verschiedensten Gründen als potentielle Partner nicht in Frage, so dass Deine Auswahlmöglichkeiten im Vergleich zu einem Hetero ziemlich eingeschränkt sind.
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