Outing in der Schule

Coming out in der Schule | © Fokussiert

Es wäre sicher verkehrt, wenn Du einfach bei Unterrichtsbeginn vor die Klasse treten würdest und sagen würdest: „Hallo Leute, ich bin schwul!“

In der Schulzeit ereignen sich viele Dinge, die in Deinem weiteren Leben eine große Rolle spielen. Du durchläufst die Pubertät und aus dem Jungen wird langsam aber sicher ein Mann. Du verliebst Dich zum ersten Mal und weißt nicht, wie Du Dich verhalten sollst. Deine Schulkameraden machen wilde Spekulationen, wer gerade mit wem geht. Am Montagmorgen berichten sie stolz von ihren Eroberungen vom vergangenen Wochenende, obwohl sich die meisten ihrer Abenteuer wahrscheinlich nur in ihrer Fantasie abgespielt haben. Und da stehst Du einsam und allein in ihrer Mitte und überlegst: soll ich mich Outen oder nicht?

Bereite Dich gut vor

Es wäre sicher verkehrt, wenn Du einfach bei Unterrichtsbeginn vor die Klasse treten würdest und sagen würdest: „Hallo Leute, ich bin schwul!“ Viele würden Dir wahrscheinlich nicht glauben und andere Witze über Dich machen oder Dich auslachen. Du solltest Dich deswegen gut auf Dein Coming-out in der Schule vorbereiten. Wahrscheinlich der beste Weg besteht darin, Dich zuerst einem Lehrer anzuvertrauen, der Dir sympathisch ist. Lehrer sind Vertrauenspersonen und werden in der Regel keine privaten Dinge ausplaudern, die ihnen von ihren Schülern anvertraut werden. Er oder sie wird Dir Verständnis entgegen bringen und Dich über Dein weiteres Vorgehen beraten. Du kannst auch selbst testen, wie an Deiner Schule die allgemeine Einstellung zur Homosexualität ist. Bringe einfach bei einer günstigen Gelegenheit das Thema zur Sprache und achte darauf, was Deine Schulkameraden sagen und wie sie reagieren. Dadurch bekommst Du eine gute Vorstellung davon, was Dich bei Deinem Outing erwartet.

Wie und vor wem solltest Du Dich outen?

Wie im oben erwähnten Beispiel gesagt, wäre es falsch, wenn Du Dich vor der gesamten Klasse Outen würdest. Das Coming-out ist für jeden Schwulen etwas sehr privates, was man nicht jedem x-beliebigen Menschen anvertraut, sondern nur denjenigen, die ihm etwas bedeuten oder die großen Einfluss in seinem sozialen Umfeld haben. Deswegen brauchst Du nicht überall herum zu posaunen, dass Du Schwul bist, sondern erzähle es nur Deinen engsten Freunden. Dafür wählst Du am besten ein vertrauliches Gespräch in der großen Pause oder in einer Freistunde. Belaste die Freundschaft nicht, indem Du ihnen ein Versprechen zur Verschwiegenheit abringst, weil es sowieso nichts nützen wird. Nach und nach wird sich das Gerücht an der Schule verbreiten. Wenn Dich jemand darauf anspricht, solltest Du allerdings auch den Mut haben, zu Deinem Outing zu stehen und nicht aus Angst vor Repressalien oder Mobbing alles leugnen. Jeder Schwule macht in seinem Leben gute und schlechte Erfahrungen mit seinen Outings.

Wenn Dein Schulfreund ein echter Freund ist, wird er Dich so akzeptieren wie Du bist und alles wird so sein wie zuvor. Wenn er oder anderer Klassenkameraden sich danach von Dir abwenden, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass es sich um oberflächliche Menschen handelt, denen hinterher zu rennen sich nicht lohnt. Du wirst andere Freunde finden, die Dich so mögen, wie Du bist. Falls sich Deine Situation an der Schule nach Deinem Outing stark verschlechtert, darfst Du Dich auf keinen Fall in die Rolle des Opfers drängen lassen. Gehe zu einem Lehrer Deines Vertrauens und wende Dich an ihn oder sie um Rat und Hilfe. Ein möglicher Ansprechpartner ist auch eine ältere Person, der Du Dich zuvor schon anvertraut hast. Mobbing und Schikanen können strafrechtliche Konsequenzen für die Täter nach sich ziehen.

1 Kommentar

  1. Hallo zusammen.
    Also ich kann von mir aus nur sagen, in der Schule habe ich am Anfang nicht gesagt worauf ich stehe. Ich ließ Bemerkungen das ich wohl schwul sei einfach im Raum stehen und war bei gemeinsamen Wichsereien immer mit dabei. Grins. Ja damals war sowas noch gang und gebe auf dem Land. Grins
    Mit 18 war ich dann zur Lehre in München, wo ich richtig mein Comming Out durchlebte. Wenn ich dann in Ferien und Urlaub immer nach Hause fuhr, erzählte ich in meinem Freundeskreis das ich schwul bin. Danach hatte ich nur noch halb soviele Freunde. Aber bei näherem hinschauen habe ich erkannt, dass ich auf die meisten meiner Exfreunde sowieso hätte verzichten können. Bei meinem verbliebenen Bekannten- und Freundeskreis kam auch der ein oder andere auf mich zu der es mal ausprobieren wollte. Das war ein netter Nebeneffekt.
    Gruß NetterKerl

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