Der durch Arbeitslosigkeit verursachte psychische Schaden ist größer als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der University of Stirling. Demzufolge leidet nicht nur das persönliche Wohlbefinden unter der Arbeitslosigkeit, sondern auch der Persönlichkeitskern verändert sich ungünstig.
Externe Faktoren wichtig
Die Persönlichkeitsstruktur wurde seit jeher als konstant betrachtet. Nun fanden die Forscher heraus, dass bei Menschen, die Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit gemacht haben, das Pflichtbewusstsein, das Verständnis gegenüber anderen sowie die Offenheit stark reduziert werden. Erwerbslose agieren weniger rücksichtsvoll und verständnisvoll. Diese Veränderungen werden größer, je länger die Arbeitslosigkeit anhält.
„Die Resultate der Studie legen nahe die Idee aufzugeben, dass unsere Persönlichkeit unveränderlich ist. Externe Faktoren, wie Arbeitslosigkeit können einen großen Einfluss auf die Grundlage unserer Persönlichkeit entwickeln“, unterstreicht der Lead-Autor der Studie Christopher Boyce.
Politik verstärkt gefordert
Die Teilnehmer der Studie mussten zwei Persönlichkeitstests ausfüllen, in einem zeitlichen Abstand von vier Jahren. Beim ersten Zeitpunkt waren alle in Beschäftigung. Vier Jahre später standen die Probanden entweder noch immer in Lohn und Brot, arbeitslos oder dazwischen zeitweise ohne Einkommen. Diejenigen, die die längste Periode ohne Beschäftigung erfuhren, waren am stärksten von der Persönlichkeitsveränderung betroffen.
Damit wird deutlich, dass die Effekte von Arbeitslosigkeit nicht nur eine ökonomische Komponente haben. Arbeitslose werden auch ungerechterweise für ihre Persönlichkeitsveränderungen stigmatisiert, die in eine Abwärtsspirale am Arbeitsmarkt mündet. „Politik nimmt daher eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft ein, indem sie versuchen muss, die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten und den Arbeitslosen große Unterstützung angedeihen zu lassen“, meinen die Autoren abschließend.
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