Falsche Erinnerungen

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Für das Immunsystem könnten falsche Erinnerungen eine entscheidende Waffe im Kampf gegen Infektionen sein, wie die Stanford University ermittelt hat. Dringen neue Bakterien oder Viren in den Körper ein, schickt das Immunsystem T-Zellen los, die auf die molekulare Struktur des Angreifers zugeschnitten sind. Eine Infektion niederzuschlagen, kann mehrere Wochen dauern. Ist das geschafft, bleiben einige T-Zellen in der Nähe und verwandeln sich in Gedächtniszellen, die sich an den Angreifer erinnern und so den Zeitraum verkürzen, der beim nächsten Mal für die Bekämpfung notwendig ist.

Gedächtniszellen wichtig

Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass sich Gedächtniszellen für einen bestimmten Krankheitserreger nur als Reaktion auf eine Infektion bilden. Laut dem leitenden Wissenschaftler Mark Davis lautet der Glaubenssatz in diesem Zusammenhang, dass es zu einem Kontakt kommen muss. Die Wissenschaftler haben jetzt nachgewiesen, dass das nicht immer der Fall sein muss.

Die Forscher arbeiteten mit 26 Blutproben des Stanford Blood Center. Alle 26 Personen waren auf Krankheiten untersucht worden und nie mit HIV, Herpes simplex oder dem Zytomegalievirus infiziert. Trotzdem wiesen die Forscher bei allen Proben T-Zellen nach, die auf diese Viren ausgerichtet waren. Bei rund 50 Prozent der Zellen handelte es sich um Gedächtniszellen.

Abwehr trotz Unkenntnis

Die Vorstellung, dass T-Zellen nicht einem Krankheitserreger ausgesetzt sein müssen, verändert die Paradigmen, lässt sich Philip Asthon-Rickardt vom Imperial College London vom NewScientist zitieren. „Sie verfügen nicht nur über die Fähigkeit, sich zu erinnern, auch scheinen sie einen Virus zu erkennen, dem sie vorher noch nie begegnet sind.“ Laut Davis ist jedes Virus für eine T-Zelle nicht mehr als eine Ansammlung von Peptiden. Verschiedene Mikroben könnten daher eine so ähnliche Struktur haben, dass die T-Zellen dadurch verwirrt werden.

Um diese Idee zu überprüfen, impften die Wissenschaftler zwei Personen mit einem H1N1-Grippevirusstamm. Es kam in der Folge zu einer Reaktion der T-Zellen auf zwei Bakterien mit einer ähnlichen Peptidstruktur. Wurden die Proben der Blutbank-Peptidsequenzen bestimmten Darmbakterien und Bodenbakterie sowie einer Art von Meeresalgen ausgesetzt, führte das zu einer Immunreaktion wie bei HIV.

Diese Ergebnisse könnten erklären, warum das Impfen von Kindern gegen Masern die Sterblichkeitszahlen bei anderen Krankheiten zu verbessern scheint. Damit besteht zum Finden neuer Impfstrategien auch die Möglichkeit der Schaffung einer Datenbank von kreuzreaktiven Mikroben. Details der Studie wurden in dem Fachmagazin Immunology veröffentlicht.

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