Thermographie

Veränderungen der Oberflächentemperatur des Körpers können Hinweise auf Tumore oder Kreislaufstörungen sein. Die Thermographie deckt diese Abweichungen auf und macht sie in Bildern sichtbar – ein unschätzbares diagnostisches Hilfsmittel. Die bei der Thermographie angewandten Verfahren erzeugen Bilder von der Wärmeverteilung an der Körperoberfläche, indem sie entweder die natürlichen Infrarotstrahlen registrieren oder mit temperaturempfindlichen Platten mit Flüssigkristallen arbeiten. Bei der Kristallmethode kann nur die ungefähre Temperatur eines relativ begrenzten Bereichs ermittelt werden; dieses Verfahren ist deshalb heute kaum von Bedeutung. Wie alle Objekte und Lebewesen sendet auch der menschliche Körper Infrarotstrahlen aus. Die Intensität dieser Energie hängt von der Temperatur und den Strahlungseigenschaften der Hautoberfläche ab. Infrarotstrahlung ist mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen, lässt sich aber mit Sensoren aufspüren.

Strahlungsenergie

Die für die Aufnahme von Thermogrammen verwendete Infrarot-Kamera setzt die Strahlungsenergie in ein Bild von der Wärmeverteilung auf dem von ihr erfassten Ausschnitt der Körperoberfläche um. Das Thermogramm kann – in Schwarzweiß oder Farbe – auf einem Bildschirm betrachtet werden. Der Grauton beziehungsweise die Farbe ändert sich entsprechend einem vorher eingestellten Temperaturbereich. Das Bild selbst ist aus Hunderttausenden von Messwerten zusammengesetzt. Dank elektronischer Verarbeitung mit einem Computer kann man diese Datenmenge schnell und genau auswerten.

Vorgehensweise

Um gleich bleibende Ergebnisse zu erzielen, untersucht man die Patienten in einem kühlen Raum, dessen Temperatur stets konstant gehalten wird. Die Körperoberfläche wird freigelegt, und der Patient muss etwa zehn Minuten ruhen, bevor die Aufnahme gemacht wird. Bei der Thermographie gibt es keinen körperlichen Kontakt zwischen dem Patienten und dem Gerät. Messergebnisse werden also nicht dadurch verfälscht, dass Metall mit der Haut in Berührung kommt. Der Patient wird auch keinerlei Strahlung ausgesetzt. Die Thermographie ist ein völlig risikoloses Verfahren und wird deshalb bei allen in Frage kommenden Patienten und den verschiedensten Krankheitsbildern eingesetzt. Das Thermogramm gibt keinen Aufschluss über die Ursache einer anormalen Temperatur und kann deshalb nicht als diagnostisches Verfahren im eigentlichen Sinne gelten. Vielmehr erfährt der Arzt aus dem Thermogramm nur, ob bei dem Patienten eine anormale Temperaturverteilung vorliegt. Die Ursache einer Anomalität muss durch weitere Untersuchungen ermittelt werden.

Verletzung

Die Thermographie wird im allgemeinen zur Untersuchung von Körperpartien eingesetzt, die durch eine Verletzung oder eine Krankheit in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Gesundheitsstörungen führen im allgemeinen zu einer Veränderung der Hauttemperatur. Die anormalen Temperaturen können auf Durchblutungsstörungen der dicht unter der Hautoberfläche liegenden Gefäße oder auf Veränderungen im Energiestoffwechsel der Zellen in diesem Bereich beruhen. Die Wärmeverteilung an der Körperoberfläche ist zwar bei jedem Menschen anders, aber im allgemeinen ist das thermische Muster bei einem gesunden Menschen symmetrisch. Eine bösartige Geschwulst benötigt ihre eigene Blutversorgung, und dadurch wird die Temperaturverteilung verändert. Die Veränderung äußert sich in einem Temperaturanstieg im Tumor selbst und auch im umliegenden Gewebe, und wenn diese nicht sehr tief unter der Körperoberfläche liegen, verändert sich die Hauttemperatur. Die meisten gutartigen Geschwülste rufen selten solche Wirkung hervor. Die Thermographie kann zur Beurteilung der Reaktion rheumatischer Erkrankungen auf eine Behandlung mit entzündungshemmenden Mitteln eingesetzt werden. Wenn man anhand von Thermogrammen verfolgt, wie ein Patient auf die medikamentöse Behandlung anspricht, kann man die für ihn optimale Therapie genauer bestimmen. Da der Patient bei der Thermographie nicht mit dem Gerät in Berührung kommt, eignet sich das Verfahren besonders für Untersuchungen bei Verletzungen wie Verbrennungen, Erfrierungen und Wundliegen – je schwerer die Verletzung, um so stärker die Temperaturänderung.