Stimulanzien

Viele nehmen mehrmals täglich Stimulanzien zu sich – beispielsweise das Koffein, den Wirkstoff in Kaffee und Tee. Daneben gibt es aber auch noch andere Anregungsmittel, die für medizinische Zwecke verwendet werden. Seit Jahrhunderten suchen Menschen nach einer stimulierenden Substanz, die die Psyche anregt und ihnen über die vagen Krankheits- und Unlustgefühle hinweghilft, die nun einmal zum Leben gehören. Die Suche scheint aussichtslos zu sein, und wir finden uns deshalb besser damit ab, dass man sich nicht immer absolut fit fühlen kann.

Amphetamine

Eine Gruppe von Drogen, die am ehesten dem Wunschbild eines in jeder Lebenslage wirksamen Anregungsmittel entsprechen, sind die Amphetamine. Diese Medikamente wirken auf fast allen Ebenen des zentralen Nervensystems: Sie vermögen sowohl zum Denken als auch zum Handeln anzuregen und unterdrücken sowohl das Schlafbedürfnis als auch den Hunger. Wird der Körper zu lange künstlich wach gehalten, kommt es zu Ermüdungszuständen, die zum plötzlichen Einschlafen zwingen. Die Einnahme dieser Medikamente über einen längeren Zeitraum hinweg ist gefährlich, weil der Körper mit der Gewöhnung und Dosissteigerung auf den Schlaf- und Nahrungsmangel mit Erschöpfungszuständen reagiert. Psychosen können die Folge sein. Amphetamine sind auch suchtbildend in dem Sinne, dass man irgendwann nicht mehr ohne sie auskommt. In der Medizin werden Amphetamine und ihre Abkömmlinge (Derivate) selten eingesetzt. Nur gelegentlich werden sie bei Narkolepsie verordnet, einem anfallsweise bei Tage auftretenden unwiderstehlichen Schlafbedürfnis. Amphetamine haben sich auch bei der Behandlung bestimmter Arten von Hyperaktivität bei Kindern mit leichtem Hirnschaden bewährt. Allerdings sollte von einer längeren Behandlung abgesehen werden, da die Amphetamine auch zu Halluzinationen (Wahnvorstellungen) führen können. Amphetamin-Derivate werden manchmal bei Übergewicht verordnet. Sie zügeln den Appetit, allerdings mit dem Risiko von Nebenwirkungen und Gewöhnung. Menschen, die mit Hilfe von Amphetaminen abnehmen, stellen jedoch im allgemeinen fest, dass sie wieder um so mehr essen, wenn sie die Medikamente absetzen, so dass sie bald wieder ihr altes Gewicht erreicht haben.

Koffein

Koffein ist schon viel länger bekannt als die Amphetamine. Das Kaffeetrinken hat sich im Laufe des 17. Jahrhunderts in vielen westlichen Ländern eingebürgert, und Koffein ist heute die Droge, gegen die die wenigsten Einwände erhoben werden. Es führt zu keinem der Probleme, die bei Alkoholmissbrauch auftreten, und birgt keines der Gesundheitsrisiken des Nikotins. Koffein kommt auch in Tee, Kakao und der Kolanuss vor, aus der früher koffeinhaltige Limonaden hergestellt wurden. Alle diese Stoffe enthalten verwandte chemische Verbindungen, beispielsweise Theobromin, und alle gehören zur Gruppe der Xanthin-Derivate. Koffein wirkt auf die Hirnrinde, die Ermüdung verschwindet, die Atmung wird angeregt und das Hormon Adrenalin freigesetzt. Es wurde nachgewiesen, dass Koffein die Leistungsfähigkeit bei einer Vielfalt von Aufgaben steigert. Im großen und ganzen vermag Koffein jedoch die geistige Leistungsfähigkeit nicht zu steigern, aber es kann die Denkfähigkeit in Situationen erhalten, in denen sonst ein Nachlassen infolge von Müdigkeit unvermeidlich wäre. Koffein wirkt nicht nur auf das Nervensystem, sondern auch auf andere Organe. Kaffee oder Tee in größeren Mengen wirkt harntreibend auf die Nieren. Koffein beeinflusst auch das Herz: Die Pulsfrequenz erhöht sich nach dem Trinken von Kaffee leicht, und bei manchen Menschen tritt Herzjagen auf. Koffein ist jedoch nicht ganz frei von unerwünschten Wirkungen. In großen Mengen genossen, kann es zu Nervosität und Zittern führen. Auch scheint erwiesen, dass zuviel Koffein Angstzustände verschlimmern und Schlaflosigkeit verursachen kann. Außerdem führt es zu einer gewissen Gewöhnung. Bei entsprechend veranlagten Personen kann Kaffee auch Migräneanfälle auslösen. Da zunehmend Besorgnis über die Nebenwirkungen des Koffeins geäußert wird, stellen viele Kaffeeröster heute koffeinfreien Kaffee her.

Adrenalin, das „Kampf- oder Flucht“Hormon, ist ein körpereigenes Stimulans, das auf vielen Ebenen wirkt. Es erhöht die Kontraktionskraft des Herzens, weitet die Lunge und steigert die Blutversorgung wichtiger Bereiche wie der Muskeln, indem es Blut aus Organen wie der Haut und dem Darm abzieht. Viele Medikamente haben eine ähnliche Zusammensetzung wie das Adrenalin. Das älteste Mittel ist Ephedrin, das Blutdrucksteigerung bewirkt. Stark abgewandelte Formen werden in Tropfenform zur Schleimhautabschwellung verwendet, beispielsweise bei Schnupfen. Xanthin-Medikamente sind mit dem Koffein verwandt. Das am häufigsten eingesetzte Präparat dieser Gruppe ist Theophylin. Es bewirkt eine Erweiterung der Bronchien und wird oft bei Asthma verschrieben. Gelegentlich versuchen die Ärzte, die Atmung eines Patienten medikamentös zu stimulieren, und zwar durch direkte Einwirkung auf das Atemzentrum im Gehirn. Höhere Dosen dieser Substanzen erzeugen allerdings Krämpfe. Diese Medikamente ersetzen das früher eingesetzte Strychnin, das allerdings seine Hauptwirkung am Rückenmark zeigt, zum Beispiel mit Steigerung der Reflextätigkeit. Die atemanregende Wirkung kleiner Dosen wird in höherer Dosierung zum Krampfgift.