Rickettsiosen

Rickettsiosen sind Infektionskrankheiten, die von Rickettsien verursacht werden. Diese Mikroben gelangen durch Insektenbiss in den menschlichen Körper.

Rickettsien sind nach ihrem Entdecker, dem amerikanischen Pathologen H. T. Ricketts, benannt. Sie halten sich wie Viren innerhalb von lebenden Zellen auf; dort wachsen und vermehren sie sich. Und wie Bakterien haben sie einen eigenen Stoffwechsel. In den Körper eines Opfers gelangen sie mit Hilfe eines Überträgers (Vektors). Das kann beispielsweise die Menschenlaus pediculus humanus sein, die mit ihrem Biss den Erreger in den Körper des Gebissenen einbringt. Aber auch der Rattenfloh, die Zecke und die Milbe sind Überträger von Rickettsien.

An der Bissstelle verursachen die Mikroben eine örtliche Entzündung mit Bildung eines Schorfs. Vor allem aber gelangen sie in die Zellen kleiner Blutgefäße und lösen bei den Infizierten neben Fieber und Kopfschmerzen einen typischen Hautausschlag aus („Fleckfieber“).

Arten von Rickettsiosen

Die Rickettsiosen sind einander sehr ähnlich, aber unterschiedlich schwer in ihrem Verlauf. Von der Verbreitung des Überträgerinsekts hängt es ab, wo bestimmte Rickettsiosen auftreten. Bei dem von Menschenläusen übertragenen klassischen Fleckfieber (Flecktyphus) spielen in der Regel beengte, unhygienische Lebensverhältnisse eine Rolle. Es tritt als Epidemie auf („epidemisches Fleckfieber“) und kommt – im Gegensatz zu vielen anderen schweren Infektionskrankheiten – häufiger in klimatisch kühlen als in warmen Regionen vor.

Im Ersten Weltkrieg fielen Tausende von Soldaten in den Schützengräben dieser Krankheit zum Opfer. Murines oder endemisches Fleckfieber ist eine sehr ähnliche, aber weniger schwere Form dieser Erkrankung, die meist durch Rattenflöhe übertragen wird. Da weltweit Lebensmitteldepots und Getreidespeicher gegen Ratteninvasionen besser gesichert sind als früher und der Einsatz von Insektiziden gegen Rattenflöhe Erfolg gebracht hat, ist diese Krankheit seltener geworden.

Tsutsugamushi-Fieber oder japanisches Flussfieber ist eine fernöstliche Ausprägung der Krankheit und wird durch den Biss von Laufmilben übertragen, die zahlreiche wild lebende Kleintiere befallen. Zu den von Zecken übertragenen Rickettsiose gehört das Rocky-Mountain-Fleckfieber. Diese Zeckenrickettsiose, auch Zeckentyphus genannt, kommt auf dem gesamten amerikanischen Kontinent vor. Die Nordasiatische Zeckenrickettsiose dagegen tritt in Armenien und Sibirien, das Queenslandzeckenbissfieber in Australien auf.

Das in Europa und Amerika vorkommende Fünftage-Fieber (Wohlhynisches Fieber) wird von der Kleiderlaus übertragen; es ist durch etwa fünf Tage währende Fieberschübe gekennzeichnet und kann jahrelang andauern. Wie das klassische Fleckfieber, der Flecktyphus, kam es in den Weltkriegen – vor allem in Gefangenenlagern – vor. Die seltenen Rickettsienpocken treten im Osten der USA auf, aber auch in Russland, Korea und Afrika.

Symptome

Sämtliche Rickettsiosen bringen Fieber und einen Hautausschlag mit sich, und in dieser Hinsicht gleichen sie zahlreichen anderen Infektionskrankheiten. Häufig liefert nur die eingehende Befragung nach einem möglichen Zecken- oder Läusebefall Anhaltspunkte für eine zutreffende Diagnose. Beim klassischen Fleckfieber (Flecktyphus) treten plötzlich Kopfschmerzen auf. Der Ausschlag zeigt sich etwa nach dem vierten Tag zunächst am Rumpf und breitet sich dann auf die Gliedmaßen aus. Fußsohlen und Handinnenflächen bleiben frei. Die Augenbindehaut ist gerötet (Konjunktivitis). Bei schwerem Krankheitsverlauf kann das zentrale Nervensystem mit betroffen sein: Verwirrtheit, Seh- und Sprachstörungen sind die Folge. In seltenen Fällen erreicht die Krankheit ein Stadium, in dem sich die Blutzirkulation derartig verlangsamt, dass sich an Fingern, Zehen, Ohren und sogar am Penis eine Gangrän (abgestorbenes Gewebe) bildet.

Die Krankheit dauert in den meisten Fällen zwischen drei und vier Wochen; die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung mit Rickettsien bis zum Ausbruch der Krankheit, beträgt ein bis zwei Wochen. Bei unbehandeltem klassischen Fleckfieber und dem Rocky-Mountain-Fleckfieber liegt die Sterblichkeitsrate häufig sehr hoch – über die Hälfte der Erkrankten überlebt nicht. Die übrigen Rickettsiosen sind im allgemeinen weniger gefährlich.

Behandlung

Zum Glück sprechen Rickettsiosen auf die Behandlung mit Antibiotika an. Tetracycline dürften die am besten geeigneten Antibiotika sein, aber auch das sonst aufgrund seiner Nebenwirkungen weniger eingesetzte Antibiotikum Chloramphenicol ist wirksam. Um die Behandlung so früh wie möglich beginnen zu können, ist die alsbaldige Diagnostizierung der Rickettsiose wichtig. Dies kann sich allerdings als schwierig erweisen, weil das Krankheitsbild zu Beginn nicht eindeutig ist.

Mit Hilfe eines Bluttests, der sogenannten Weil-Felix-Reaktion, lassen sich jedoch zumindest das klassische Fleckfieber, das murine Fleckfieber und das Rocky-Mountain-Fleckfieber diagnostizieren.

Vorbeugung

Die wirksamste Vorbeugung gegen Rickettsiose ist die Bekämpfung der Überträger. Im Falle des klassischen Fleckfiebers lässt sich dies durch strenge Hygienemaßnahmen und Vorkehrungen gegen die Ansiedlung von Läusen erreichen. Weit schwieriger gestaltet sich die Vorbeugung gegen Rickettsiosen, die von Zecken und Milben übertragen werden, weil es kaum möglich ist, diese wild lebenden Tiere zu bekämpfen.