Prothesen

Gelenkprothesen

Arthrose (Gelenkverschleiß) und Arthritis (Gelenkentzündung) sind weit verbreitete Erkrankungen, die bis zur Einführung des Gelenkersatzes in der Regel nur mit Medikamenten, Krankengymnastik und physikalischer Therapie (Wärme-, Kälte-, Wasser-Anwendungen und Bestrahlungen) behandelt werden konnten, und zwar häufig mit unbefriedigenden Ergebnissen. Heute lassen sich zahlreiche Gelenke ersetzen, am häufigsten und bei weitem am erfolgreichsten das Hüftgelenk. Aber auch Knie-, Schulter- und Ellbogengelenke sowie die kleinen Fingergelenke werden entsprechend therapiert. Viele Patienten mit einer Hüftgelenkprothese werden nach der Operation wieder so aktiv, wie sie es einmal waren. Schmerzen, Hauptsymptom der Gelenkerkrankungen, verschwinden meist vollständig, und häufig nimmt der Bewegungsspielraum im Gelenkbereich merklich zu. Trotz des umfangreichen Eingriffs erholt sich der Patient in der Regel rasch. Meist steht er wenige Tage nach der Operation auf und geht umher, und viele sind nach sieben bis vierzehn Tagen wieder zu Hause. Nach dem Abheilen der Wunde und dem Antrainieren von Muskelkraft erübrigt sich oft ein Stock oder eine andere Gehhilfe. Allerdings ist der Gelenkersatz mit einigen Problemen grundsätzlicher Art verknüpft. Erstens müssen sich die verwendeten Materialien biologisch neutral verhalten, daher sie dürfen keine Abstoßungs- und Entzündungsreaktionen hervorrufen. Zweitens müssen sie so robust sein, dass sie jahrelanger Belastung standhalten und nicht vorzeitig verschleißen. Drittens bedarf es einer Möglichkeit, die beiden Gelenkteile sicher an den Knochen zu fixieren. Nach jahrelanger Forschungsarbeit hält man einen in eine Kunststoffpfanne greifenden Metallgelenkkopf für den besten Gelenkersatz. Er weist am wenigsten Reibung und damit den geringsten Verschleiß auf. Die beiden Teile werden mit Spezialzement im Knochen befestigt.

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit dem Einsetzen künstlicher Gelenke in den Körper ist die Infektionsgefahr. Setzen sich Erreger im Bereich des Fremdmaterials fest, sind sie im Grunde genommen nicht zu bekämpfen, solange das Material nicht entfernt wird. Extreme Sorgfalt beim Eingriff (Keimfreiheit) und die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika zum Zeitpunkt der Operation haben dazu beigetragen, das Infektionsrisiko weitgehend zu senken.

Herzklappen

Seitdem es möglich ist, am offenen Herzen zu operieren, werden auch defekte Herzklappen ersetzt. Die natürlichen Herzklappen bestehen aus zwei oder drei bindegewebigen Lappen. Sie befinden sich im Herzen und klappen zu, sobald das Blut – den wechselnden Druckverhältnissen folgend – in die falsche Richtung zurückzuströmen droht. Bei einer Herzklappeninsuffizienz sind die Klappen narbig verdickt und nicht mehr frei beweglich. Sie schließen infolgedessen nicht richtig und Blut strömt in die falsche Richtung. Öffnen sich die Klappen dagegen nicht ausreichend, liegt eine Herzklappenstenose vor. Das Herz muss gegen diesen Widerstand anarbeiten und droht zu erschöpfen. Um schwere Schäden für Herz, Kreislauf- und Körperorgane zu vermeiden, werden die Herzklappen ersetzt. Die meisten Ärzte verwenden heutzutage Herzklappenprothesen nach Starr Edwards und Björle-Shiley. Die Klappe nach Starr-Edwards besteht aus einem Metallkäfig, in dem sich eine Kunststoffkugel befindet. An einem Käfigende befindet sich ein Ring, der an der Herzinnenwand festgenäht wird. Die Kugel bewegt sich im Käfig frei hin und her; wird sie in den Ring gedrückt, gelangt kein Blut mehr hindurch, und damit kann es nur in eine Richtung strömen. Einen ähnlichen Ring, der gleichfalls an der Herzinnenwand befestigt wird, hat die Björle-Shiley-Klappe. Im Ring befindet sich eine winzige Kippscheibe, die sich wie eine Klapptür öffnet und schließt. Das Blut kann wiederum nur in eine Richtung strömen.

Künstliche Herzklappen bringen zwei Probleme mit sich: Zum einen kann das Blut an dem Fremdmaterial Thromben (Klümpchen, Pfropfe) bilden und zum andern die fortwährende Bewegung der künstlichen Klappe die roten Blutkörperchen mechanisch schädigen und zerstören. In der Folge entsteht eine Anämie (Blutarmut). Der ersten Schwierigkeit lässt sich durch Verabreichung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten begegnen, die allerdings lebenslang eingenommen werden müssen. Stellt sich im Rahmen des zweiten Problems ein schwerer Verlust an roten Blutkörperchen ein, muss der Patient notfalls eine Bluttransfusion erhalten. Die Alternative zu künstlichen Herzklappen sind biologische von Schweinen oder Toten, die so behandelt werden, dass der Körper der Patienten sie nicht als Fremdkörper abstößt. Thrombenbildung und Anämie sind ausgeschlossen; die Klappen halten allerdings nicht so lange, nämlich nur sieben bis zwölf Jahre.

Ohrenbereich

Der in das Ohr gelangende Schall trifft auf das Trommelfell. Das Trommelfell wiederum ist über eine Kette winziger Gehörknöchelchen im Mittelohr mit dem Innenohr verbunden. Dort wird der Schall in Nervenimpulse umgesetzt, die das Gehirn als Sinneswahrnehmung „Hören“ entschlüsselt. Durch entzündliche Erkrankungen können diese Gehörknöchelchen in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt oder zerstört werden, und es kommt zur Schwerhörigkeit. Die geschädigten Knöchelchen lassen sich entfernen und durch Kunststoff-Metall- Prothesen ersetzen. Das Hörvermögen wird dadurch erheblich besser. Der Vorteil dieser Prothese liegt darin, dass sie in das luftgefüllte Mittelohr eingesetzt wird und nicht in reaktionsfreudiges Körpergewebe eingebettet ist. So entwickelt der Körper keine Entzündungs- und Abstoßungsreaktionen.

Männliche Genitalien

Wird aufgrund einer Verletzung, eines Tumors oder einer Torsion (Verdrehung) ein Hoden oder das Hodenpaar entfernt, kann heutzutage eine Hodenprothese aus Kunststoff eingesetzt werden. Gelegentlich wird die Prothese gleich bei der Entfernung des Hodens implantiert, in vielen Fällen auch später. Insbesondere bei einer bestehenden Entzündung entscheidet sich der Arzt für letzteres. Eine Seltenheit sind nach wie vor Penisprothesen. Die Probleme der Konstruktion und der Handhabung sind nicht endgültig und optimal gelöst. Nur in einzelnen Fällen raten die Ärzte dazu, etwa nach einer Erkrankung des Penis, die als Priapismus bezeichnet wird. Der Patient leidet dabei an einer anhaltenden, schmerzhaften Erektion (Versteifung und Aufrichtung) des Gliedes. Ursache ist ein Thrombus (Blutpfropf) in einer der Penisvenen. Nach der Behandlung der Thrombose hat der Betroffene unter Umständen die Fähigkeit zur Erektion verloren, und es kommt zur Impotenz. Der Geschlechtsverkehr kann nur noch mit Hilfe einer Penisprothese vollzogen werden. Diese besteht beispielsweise aus einem elastischen Kunststoffstäbchen und wird in den Penis eingesetzt. Die Entwicklungen sind jedoch noch nicht sehr weit gediehen.