Penicillin

Penicillin zerstört krankheitserregende Bakterien. Auch heute noch ist Penicillin eines der wertvollsten Medikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen. Die Entdeckung des Bakteriologen Sir Alexander Fleming sollte die Medizin revolutionieren.

Im Jahre 1928 bemerkte der britische Forscher bei seinen Laborversuchen, dass einer der Nährböden mit Bakterienkulturen von den Sporen eines Schimmelpilzes befallen war. Später entdeckte er, dass diese Bakterienkolonie abzusterben begann. Er identifizierte den Schimmelpilz als Angehörigen der Penicillium-Familie, isolierte die bakterienabtötende Substanz, die der Pilz abgab, und nannte sie Penicillin.

Klinische Versuche

Aber erst zehn Jahre später gelang es dem australischen Mediziner Howard Florey, der in Oxford arbeitete, das Penicillin so zu isolieren, dass es als Medikament zu verwenden war. In klinischen Versuchen bestätigten sich die bakteriziden (Bakterien abtötenden) Eigenschaften dieser Substanz. Die Produktion des ersten Antibiotikums konnte beginnen. Die ersten unbearbeiteten Extrakte des Schimmelpilzes enthielten eine Mischung vieler verschiedener Penicillinsorten. Noch heute gewinnt man Penicillin, indem man den Pilz in einer Nährbouillon in riesigen Tanks wachsen lässt. Durch Hinzufügen verschiedener chemischer Stoffe ist es möglich, diese Mischung aus mehreren natürlich gewonnenen Penicillinen wie etwa Benzylpenicillin und Phenoxymethylpenicillin getrennt voneinander zu isolieren und zu verarbeiten. Zudem sind mehrere halbsynthetische Penicillinsorten entwickelt worden. Man nennt sie halbsynthetisch, weil die chemische Struktur des Penicillinmoleküls zwar künstlich verändert wurde, die Grundsubstanz des Medikaments aber immer noch auf natürlichem Wege aus dem Schimmelpilz gewonnen wird. Penicillin kann jedoch neuerdings auch mit Hilfe moderner Biotechnologie von Pilzkulturen vollkommen unabhängig hergestellt werden. Penicilline hemmen das Wachstum der Bakterienzellwand. Die Bakterien betrachten Penicillin irrtümlich als geeignete Bausubstanz für ihre Zellwände und fügen es in die Bakterienwand ein. Dadurch wird die Bakterienwand sehr instabil. Die Bakterien platzen regelrecht unter dem inneren Druck. Das Penicillin hat daher keine Wirkung auf Bakterien, die sich in der Ruhepause befinden, sich nicht teilen und somit keine neuen Zellwände bilden. Einer der Gründe, weshalb Penicillin mehrere Tage lang genommen werden muss. Penicilline und verwandte Antibiotika, beispielsweise das Ampicillin, werden zur Behandlung eines breiten Spektrums bakterieller Entzündungen eingesetzt. Penicillin gibt man etwa bei Lungenentzündung, Harnwegsentzündungen, Abszessen, infizierten Wunden und Mandelentzündung. Auch bei vielen Geschlechtskrankheiten führt die Penicillinbehandlung zu völliger Heilung. Ob das Antibiotikum als Injektion (Spritze), Infusion (Tropf) oder Tablette verabreicht wird, hängt von der Infektionsart, der Schwere der Erkrankung sowie der verwendeten Penicillinsorte ab. Wird das Medikament oral – also über den Mund – eingenommen, muss es der Magensäure standhalten. Daher können nicht alle Penicilline als Tablette gegeben werden.

Verträglichkeit

Penicillin ist für den Körper relativ gut verträglich, wenn es richtig angewendet wird. Beim Gebrauch sind vor allem zwei Dinge zu beachten: Eine zu häufige Anwendung oder falsche Dosierungen führen dazu, dass sich resistente Bakterien – gegen Penicillin unempfindliche Arten – entwickeln. Deshalb werden harmlose Erkrankungen nicht mit Penicillin behandelt. Wird Penicillin verschrieben, sollte es stets nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Die Anwendung der Penicilline ist gefährlich, wenn jemand eine Abwehrreaktion (Penicillinallergie) dagegen entwickelt hat. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben eine Penicillinallergie. Die häufigsten Symptome sind Juckreiz und Hautausschlag. Unter Umständen kann die Allergie lebensgefährlich sein.