Pellagra

Die Krankheit Pellagra wird durch schweren Proteinmangel und Mangel an B-Vitaminen hervorgerufen. In manchen Entwicklungsländern, wo Mais das wichtigste Nahrungsmittel ist, verläuft Pellagra häufig tödlich.

In zahlreichen afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern ist für ärmere Bevölkerungsschichten Mais das Hauptnahrungsmittel. Wenn andere Lebensmittel knapp sind, erkranken diese Menschen infolge des Proteinmangels an Pellagra (ital. rauhe Haut).

Der Mensch ist auf die regelmäßige Zufuhr der Nikotinsäure (Vitamin B2 , auch Nikotinamid oder Niazin genannt) angewiesen. Mit Hilfe dieses Vitamins bildet der Körper die lebenswichtige Substanz NAD. Dieser Stoff wird gebraucht, um Glukose (Traubenzucker) umzusetzen und in Energie zu verwandeln.

Nikotinsäure

Die meisten Lebensmittel enthalten Nikotinsäure, die bei der Verdauung freigesetzt und vom Körper aufgenommen wird. Ist in der Nahrung nicht genügend Vitamin B2 vorhanden, kann der Körper auf eine andere Versorgungsquelle zurückgreifen. Er wandelt die Aminosäure Tryptophan in Nikotinsäure um. Proteinreiche Nahrungsmittel wie Milch, Eier und Fleisch liefern dem Organismus Tryptophan. So tritt Pellagra nur dann auf, wenn in der Ernährung sowohl Tryptophan als auch Nikotinsäure fehlen. Dies ist der Fall bei Menschen, die hauptsächlich von Mais leben. Mais enthält sehr wenig Tryptophan. Obgleich er geringe Mengen Nikotinsäure liefert, kann der Körper diese nicht verwerten.

Die Nikotinsäure ist durch eine andere chemische Substanz im Mais gebunden. Um sie aus ihrer gebundenen Form zu lösen, müsste man den Mais vor dem Kochen mit Kalkwasser behandeln. In den industrialisierten Ländern tritt Pellagra nur dann auf, wenn die Ernährung äußerst wenig Protein enthält oder wenn sich jemand extrem einseitig ernährt. Es gibt auch Pellagra-Erscheinungen, wenn die Aufnahme der Nikotinsäure gestört ist, zum Beispiel bei sehr schweren Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder bei Alkoholismus.

Symptome und Behandlung

Krankheitssymptome zeigen sich erst nach einer langen Phase des Nikotinsäuremangels. Erste Anzeichen der Pellagra können sich in Müdigkeit und Depressionen äußern. Mit der Zeit erscheinen rötliche, schuppende Hautveränderungen vor allem an Stellen, die dem Sonnenlicht besonders ausgesetzt sind. Diese Flecken – überwiegend an den Händen, Füßen und Knien, an den Ellenbogen, am Hals und Gesicht – werden schließlich immer rauer und nehmen eine dunklere, bräunliche Färbung an. Zusätzlich können im Mund entzündete, eitrige Stellen entstehen. Die Zunge schwillt an und wird rot und wund. Auch die Geschmackspapillen der Zunge sind in Mitleidenschaft gezogen. Häufig kommt es zu schweren Verdauungsstörungen mit Wechsel von Durchfall und Verstopfung.

In sehr schweren Fällen ist auch das Nervensystem betroffen. Pellagra ruft dann Muskelschwäche, Taubheit und Kribbeln in den Gliedmaßen hervor (Polyneuropathie), verbunden mit schweren psychischen Störungen. Die Krankheit kann mit Hilfe eines Urintests diagnostiziert werden. Im allgemeinen können Krankheitserscheinungen durch eine protein- und vitaminreiche Kost beseitigt werden. Die Symptome verschwinden dann meistens nach ein bis zwei Wochen.

Vorbeugung

Kleinkinder brauchen fünf bis acht Milligramm (1 mg = 1/1000 g) Nikotinsäure pro Tag. Erwachsene benötigen 15 bis 20 mg dieses Vitamins. Mit einer ausgewogenen Mischkost aus Fleisch, Milch, Fisch, Geflügel, Gemüse und Vollkornprodukten lässt sich der Bedarf problemlos decken. Falls etwas weniger Nikotinsäure in der Nahrung vorhanden ist, wird durch das Tryptophan ein Ausgleich geschaffen.