Morphium

Morphium ist der Hauptwirkstoff des Opiums, eines uralten Rauschmittels. Wegen seiner unübertroffenen Wirkung gegen Schmerzen wird Morphium trotz seiner suchterzeugenden Eigenschaften vielfach eingesetzt.

Morphium wird aus Opium (Produkt aus unreifen Kapseln des Schlafmohns) gewonnen. Opium ist ein sehr altes Rauschmittel des Orients. Erst im 18. Jahrhundert wurde Opium in westliche Länder eingeführt und wurde schnell zu einem kostbaren Exportgut orientalischer und asiatischer Länder. Opium wurde mit Alkohol vermischt und als Laudanum (Opiumtinktur) verkauft, das zu einem beliebten Mittel bei vielen Beschwerden wurde. Infolgedessen war die Abhängigkeit von Laudanum bis zum 19. Jahrhundert ziemlich häufig. Morphium wurde zum ersten Mal im Jahre 1804 von dem deutschen Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner vom Roh-Opium getrennt. Sertürner testete Morphium zuerst an Tieren und schließlich an sich selbst und anderen Personen aus: Die Versuche ergaben, dass Morphium Schmerzen linderte, Krämpfe in den Extremitäten verursachte und die Hirntätigkeit einschränkte. Seit beinahe zwei Jahrhunderten ist Morphium als schmerzlinderndes Mittel für Arzte und Patienten von unschätzbarem Wert, obwohl die Gefahr der Sucht nicht übersehen werden darf.

Auswirkungen auf den Körper

Morphium wirkt auf den Organismus in vielfacher Hinsicht. Der therapeutisch hervorstechendste Effekt besteht in der Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Die schmerzstillende Wirkung des Morphiums wird durch Beeinflussung der Schmerzzentren erzielt. Die Dämpfung der Schmerzreize ist eine spezifische Morphiumwirkung, da andere Sinne, zum Beispiel das Berührungsempfinden, Hören und Sehen, nicht beeinträchtigt werden. Der Schmerz wird unter Morphium zwar noch wahrgenommen, aber nicht mehr als quälend empfunden. Außerdem wirkt Morphium beruhigend (sedativ-hypnotisch), in höheren Dosen schlaffördernd und narkoseähnlich. Einige Patienten werden euphorisch, das heißt, sie entwickeln ein unrealistisches Gefühl des Wohlbefindens. Diese Euphorie kann zum auslösenden Moment der Abhängigkeit werden. Andere leiden unter einer gereizten Missstimmung (Dysphorie). Besonders ältere Patienten können auf Morphium mit erhöhter Unruhe und Erregungszuständen reagieren. Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei der Morphiumtherapie gehören Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen. Ein weiterer negativer Morphiumeffekt ist die dämpfende Wirkung auf das Atemzentrum im Hirnstamm, wodurch die Regulierung der Kohlendioxidkonzentration im Blut beeinträchtigt wird. In therapeutischen Dosen führt Morphium dazu, dass der Atem flacher wird, und in hohen Dosierungen führt Morphium zu einer starken Herabsetzung der Atemfunktion mit der Gefahr einer Atemlähmung. Aus diesem Grund erfolgt die Morphiumgabe bei Asthmatikern mit äußerster Vorsicht. Ebenfalls besitzt Morphium eine dämpfende Wirkung auf das Hustenzentrum, doch wird diese hustenreizstillende Wirkung therapeutisch nicht genutzt. Zur Stillung des Hustenreizes wird eine verwandte Substanz (Codein) eingesetzt, bei der eine wesentlich geringere Gefahr der Suchtbildung besteht.

Wirkung auf die Peristaltik

Morphium wirkt auch auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Trakts. Das hat zur Folge, dass der Spannungszustand (Tonus) des gesamten Darmtrakts zwar gesteigert ist, aber die peristaltischen Muskelbewegungen, die die Nahrung durch den Darm schieben, abnehmen. Dadurch wird dem Darminhalt stärker Wasser entzogen als normal, und er wird immer dicker. Die Folge ist eine hartnäckige Verstopfung. Die tonussteigernde Wirkung beeinflusst auch andere Hohlorgane, zum Beispiel die Harnblase. Daraus resultieren dann enorme Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Durch die Gabe krampflösender Medikamente wie Atropin kann die tonussteigernde Wirkung des Morphiums aufgehoben werden. Morphium wird wegen der Suchtgefahr nur bei stärksten Schmerzen angewandt. Auch bei chronischen Schmerzen (Tumor schmerzen) wird es nur verabreicht, wenn andere Schmerzmittel nicht mehr wirken. Eine nennenswerte Suchtgefahr besteht allerdings erst nach einer zehntägigen Therapie, aber auch nur bei etwa zehn Prozent der Patienten. Die dauernde Zufuhr von Morphium und Morphiumabkömmlingen führt zur psychischen und körperlichen Abhängigkeit. Der Süchtige empfindet ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit und kapselt sich von der Umwelt ab. Im Stadium der chronischen Sucht treten folgende Veränderungen auf: Stimmungslabilität, Antriebsarmut und Leistungsabfall. Körperlich zeigt der Abhängige Symptome wie Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Blutdruckabfall, Haarausfall und Verfall der Persönlichkeit.