Medizin und Technik

Der technische Fortschritt brachte auch für die Medizin erhebliche Neuerungen mit sich. Zum Beispiel ist die Diagnostik schneller und exakter geworden – wodurch viele Patienten eine größere Chance auf Heilung haben.

Hochentwickelte technische Geräte und Verfahren werden heutzutage mit großer Selbstverständlichkeit eingesetzt. Insbesondere auf den Bereich der Diagnostik hat diese Entwicklung großen Einfluss genommen. Die Möglichkeiten der Diagnose wurden verbessert und erweitert, auch wurden neue Wege beschritten. Die rasante technische Entwicklung revolutionierte geradezu einige diagnostische Gebiete, beispielsweise die Verfahren zum Aufspüren von Gehirntumoren. Darüber hinaus führte der technische Fortschritt zu feineren Operationsmethoden, insbesondere in der Gehirn-, Knochen-, Herz- und Gefäßchirurgie. Auf dem Gebiet der Anästhesie (Schmerzausschaltung) konnte durch aufwendige technische Verfahren die Zahl der Narkosezwischenfälle weiter gesenkt werden. In der inneren Medizin sind hoch spezialisierte Verfahren zum festen Bestandteil der Diagnostik und Behandlung geworden. Zu erwähnen ist auch der Einsatz der Technik in den Labors, zur Auswertung von Blutproben etwa, und zur Intensivpflege von Patienten.

Bildgebende Verfahren

Der Begriff „bildgebende Verfahren“ bezeichnet die vielen unterschiedlichen Methoden, mit denen versucht wird, das Innere des Körpers sichtbar zu machen und bildlich darzustellen. Das älteste und bekannteste Verfahren ist das Röntgen. Bei den meisten Röntgenaufnahmen besteht allerdings das Problem, dass sich die unterschiedlichen Gewebeschichten überlagern. Der Bereich, der den Arzt interessiert, ist unter Umständen von den anderen, mitabgebildeten Regionen überdeckt. Das verhindert eine exakte Diagnose. Mit der Entwicklung des Schichtaufnahmeverfahrens, der Tomographie, wird heutzutage dieses Problem umgangen. Für die Schichtaufnahme bewegt sich die Röntgenkamera im Halbkreis um den Patienten herum, und die Körperstrukturen oder -gewebe werden in der gewünschten Schicht isoliert dargestellt. Durch eine Folge von Schichtaufnahmen kann ein bestimmter Skelettabschnitt oder ein Organ frei von störenden Schatten benachbarter Knochen oder Organe sichtbar gemacht werden.

Neue Dimensionen wurden in der Diagnostik durch die Computertomographie eröffnet. Sie beruht auf folgendem Verfahren: Röntgenstrahlen tasten wie bei der Tomographie eine bestimmte Schicht der zu untersuchenden Körperregion ab. Das sich daraus ergebende Muster (Absorptionsmuster, das die unterschiedliche Dichte der Gewebeschicht zeigt), wird jedoch nicht wie bei einer Röntgenaufnahme auf einem Film fixiert, sondern an Kristalldetektoren weitergegeben. Diese Mikrokristalle sind für Röntgenstrahlen empfindlich und leiten das Absorptionsmuster an einen Computer weiter, der das Muster auswertet und verstärkt. Danach kann der Computer ein anatomisch getreues Bild von der Körperschicht wiedergeben.

Computertomographie

Große Bedeutung hat die Computertomographie für die Diagnostik von Schädel-Hirn-Erkrankungen erlangt. In diesem Bereich liegt das Hauptanwendungsgebiet. Die Diagnose aller möglichen Störungen im Gehirn – wie von Gehirnschlägen, Tumoren, Abszessen und anderen Entzündungen – ist in der Folge sehr viel leichter geworden. Das Verfahren wird aber mittlerweile auch im Rahmen von umfassenden Gesamtkörperuntersuchungen eingesetzt.

Ultraschall

Ultraschallwellen werden zur Beobachtung der fötalen Entwicklung in der Schwangerschaft und zur Untersuchung innerer Organe eingesetzt. Es handelt sich dabei um hochfrequente Schallwellen (20 kHz), die für das menschliche Ohr nicht mehr hörbar sind. Bei der Ultraschalluntersuchung werden sie von einem Schaltkopf ausgesendet und dringen weitgehend in die tieferen Körperschichten ein. Die von den Geweben zurückgeworfenen Schallwellen werden von einem Bildumwandler im Ultraschallgerät aufgefangen und dann als Lichtpunkte auf einem Bildschirm dargestellt. Je stärker die Reflexion ist (auch als Echo bezeichnet), desto heller erscheint der Lichtpunkt. Das sich aus den Lichtpunkten ergebende Bild gibt die unterschiedliche Dichte der Gewebe wieder und wird nach einer Grauwert-Skala ausgewertet. Flüssigkeit, zum Beispiel Blut, reflektiert den Ultraschall am schlechtesten und erscheint schwarz. Das gleiche gilt für das Herz: Herzfehler und -vergrößerungen sind gut diagnostizierbar. Ausgezeichnet geeignet ist diese Methode auch zur Erkennung von Kalkstrukturen des Herzbeutels sowie von Nieren- und Gallensteinen.

Szintigraphie

Die Szintigraphie wurde Ende der sechziger Jahre entwickelt. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten ein radioaktives Präparat in sehr geringer Dosis verabreicht, das in den bestimmten zu untersuchenden Geweben und Organen gespeichert wird. Die radioaktive Strahlung, die dann von dem Gewebe oder Organ ausgeht, wird in einem Messgerät (Scanner) registriert und zu einer bildlichen Darstellung des betreffenden Organs ausgewertet. Auf diese Weise können heutzutage relativ problemlos Metastasen (Tochtergeschwülste) eines Schilddrüsentumors aufgefunden werden; denn wie die Schilddrüse selbst speichern auch die Metastasen radioaktives Jod.

Andere Bereiche

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen technische Neuerungen auch auf dem Laborsektor. Die Auswertung von Blutproben zum Beispiel erfolgt weitgehend vollautomatisch und äußerst präzise. Auch können immer mehr Komponenten erfasst werden, der Hormonspiegel etwa. In vielen Bereichen hilft die Technik, Leben zu erhalten und zu verlängern: Herzschrittmacher zählen zu diesen neuen Möglichkeiten, Behandlungsverfahren mit Laser und auch die Pflege von Patienten auf einer Intensivstation.