Der Leberegel ist ein großer Parasit (Schmarotzer), der die Leber infiziert und dort erheblichen Schaden anrichten kann. In westlichen Ländern besteht die Gefahr einer Infektion mit dem Leberegel nur, wenn man wild wachsende Brunnenkresse verzehrt.
Meistens werden Infektionen beim Menschen von winzigen Organismen wie Bakterien und Viren verursacht. Sie sind teilweise nicht einmal unter einem Mikroskop zu sehen. Man kennt aber auch größere Parasiten, die den Menschen befallen können, zum Beispiel den Leberegel. Dieser blattförmige Saugwurm ist zwischen zwei und fünf Zentimeter lang und 0,5 bis 1,5 Zentimeter breit. Aufgrund seines komplizierten Lebenszyklus ist es allerdings selten, dass er Menschen befällt. Viel stärker gefährdet sind Rinder und Schafe, die durch Leberegel an der Leberfäule erkranken.
Fasciola hepatica
Der in westlichen Ländern vorkommende Leberegel wird als Fasciola hepatica bezeichnet. Andere Egel sind vor allem im Fernen Osten verbreitet. Sie können auch Darm und Lunge befallen. Leberegel der Art Fasciola hepatica sind Zwitter. Das heißt, sie besitzen sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Nach der Befruchtung der Eier in einem geschlechtsreifen Tier beginnt der komplizierte Lebenszyklus. Die in den Gallengängen der Leber lebenden Egel stoßen die Eier aus. Sie sind von widerstandsfähigen, lederartigen Kapseln umgeben. Die Eier wandern mit der Gallenflüssigkeit in den Darm und verlassen den Körper des Endwirtes mit dem Kot.
Eierhaitiger Stuhl muss in Süßwasser gelangen, damit der Lebenszyklus fortschreiten kann. Jede Eikapsel erzeugt viele kleine Larven, Mirazidien oder Wimpernlarven genannt. Diese können nur etwa 24 Stunden im Wasser existieren. Damit eine Larve überleben kann, muss sie in dieser Zeit eine Wasserschnecke finden und in deren Verdauungssystem eindringen. Zu diesem Zweck bohrt sie sich durch die Haut der Schnecke und wandert in deren Verdauungstrakt. Jede Wimpernlarve enthält eine große Zahl von sogenannten Schleimbällen, die alle noch innerhalb der Schnecke das nächste Entwicklungsstadium erreichen können.
Als Redien oder Stablarven bewegen sie sich in den Geweben der Schnecke und enthalten auch wieder einen großen Vorrat an Schleimbällen. Diese können sich nicht nur zu weiteren Stablarven, sondern auch ins nächste Stadium fortentwickeln. Man spricht dann von Zerkarien oder Schwanzlarven. Die Schwanzlarven verlassen die Schnecke und gelangen zurück ins Wasser. Mit Hilfe ihres markanten Schwanzes (ähnlich den Kaulquappen) schwimmen sie ans Bach- oder Seeufer. Hier werfen sie den Schwanz ab (sie heißen nun Metazerkarien), hängen sich an die Pflanzen und umhüllen sich mit einer schützenden Haut oder Zyste. So können sie in der feuchten Umgebung viele Monate überleben.
Das letzte Stadium in dieser Entwicklung wird erreicht, wenn die befallene Pflanze von einem geeigneten Wirt gefressen wird. Normalerweise sind das Schafe oder Rinder. Auch ein Mensch kann zum Wirt werden, wenn er die Pflanze isst. Die Zyste bewahrt die Metazerkarien davor, von der Magensäure des Wirtes verdaut zu werden. Sobald die Metazerkarie – die nun eigentlich schon ein junger Leberegel ist – in den Dünndarm gelangt, befreit sie sich von der umhüllenden Zyste und bohrt sich durch die Darmwand in die Bauchhöhle. Von dort gelangt sie in die Leber und erreicht hier das Endstadium ihrer Entwicklung. Der Kreislauf kann von neuem beginnen.
Symptome
Bei seinem wichtigsten Wirt, dem Schaf, verursacht der Parasit Leberfäule. Beim Menschen zeigen die Frühstadien einer Infektion mit Leberegeln nur wenige Symptome. Doch hat sich der Egel erst einmal in der Leber festgesetzt, bewirkt er Leberschwellungen, die mit Schmerzen im rechten Oberbauch und Fieber einhergehen können. Als Folge der Verstopfung der Gallengänge durch die Leberegel und der Entzündung, die sie auslösen, können später weitere Krankheitszeichen auftreten. Der Patient bekommt dann möglicherweise Gelbsucht und leidet unter Schmerzen im rechten Oberbauch. Dieses Krankheitsstadium währt unter Umständen nur ein paar Monate, kann aber auch mehrere Jahre andauern.
Behandlung
Die Behandlung erfolgt mit einem Medikament (Emetin) und muss über Monate hinweg fortgesetzt werden. Da dieses Medikament aber Herz und Nieren angreift, muss die Therapie sehr sorgfältig überwacht werden. Leider lassen sich die Leberegel auf diese Weise nicht immer ausschalten. In manchen Fällen ist zur Behandlung von Abszessen in der Leber ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Die Prognose dieser Erkrankung ist sehr unterschiedlich. In einigen Fällen bleibt es bei geringfügigen Symptomen, in anderen wiederum entwickelt sich die Infektion zu einer schweren Leberkrankheit.