Flechte

Flechte oder Lichen ist ein Oberbegriff für verschiedene Arten von Hauterkrankungen. Sie sind meist mit Juckreiz verbunden, belasten den Erkrankten aber auch psychisch, wenn die Hautveränderungen ihn entstellen.

Die Bezeichnung Flechte oder Lichen wird für eine Anzahl verschiedener Veränderungen der Haut verwendet, denen unterschiedliche Krankheitsbilder und Ursachen zugrunde liegen. Sie alle haben jedoch das Merkmal gemeinsam, dass ein von der gesunden Haut abgegrenzter, flach erhabener Bereich von einem meist knötchenförmigen Hautausschlag befallen ist. Er ist jedoch weder gefährlich noch ansteckend und verschwindet oft ohne jegliche Behandlung von selbst.

In der Pflanzenwelt breiten sich Flechten langsam über die Oberflächen von Bäumen und Steinen aus, und die Ähnlichkeiten, die diese Hauterkrankungen hierzu aufweisen, führten dazu, dass sie den gleichen Namen erhalten haben.

Lichen ruberplanus

Diese gelegentlich auch als Knötchen oder Juckflechte bezeichnete Krankheit zeigt sich in einer Ansammlung von etwa stecknadelkopfgroßen, meist hellrot und wachsartig erscheinenden, leicht erhabenen Knötchen, auch Papeln genannt. Die Knötchen sind vieleckig, leicht glänzend und können sich im Verlauf der Erkrankung auch zu größeren Feldern ausdehnen. Befallen sind oft die Beugeseiten der Unterarme und Handgelenke oder auch die Unterschenkel, gelegentlich aber auch die Haut des Rumpfes und des Genitalbereichs.

Für den Lichen ruber (pIanus) ist charakteristisch, dass auf den Knötchen eine feine weißliche Zeichnung von Punkten oder sich netzförmig kreuzenden Linien auftreten. Sind auch die Schleimhäute des Mundes oder der Genitalien betroffen, was bei ungefähr der Hälfte der Patienten der Fall ist, stellt diese Zeichnung ein sehr wichtiges Merkmal für die Diagnose dar.

Der sehr unangenehme Juckreiz, der gewöhnlich von den Knötchen ausgeht, fehlt bei Erkrankung der Schleimhäute. Männer sind dreimal so häufig wie Frauen betroffen und meist schon in einem Alter zwischen fünf und – zwanzig und dreißig Jahren. Besteht der Befall über Jahrzehnte, kann sich daraus Krebs entwickeln.

Die Ursache für diese Erkrankung ist bislang ungeklärt. Es könnte sich jedoch um eine Autoimmunkrankheit handeln. Das würde bedeuten, dass die Abwehrkräfte des Körpers Bestandteile der eigenen Haut fälschlich als körperfremde Substanzen ansehen und zu zerstören versuchen. Auch Nervosität soll eine Rolle spielen. So tritt die Krankheit vermehrt nach extremen psychischen Belastungen auf. Immer wieder wurde ein Virus als Ursache diskutiert.

Akute und chronische Variante

Es werden zwei Verlaufsformen der Krankheit unterschieden: Die akut auftretende und zur Ausbreitung neigende Variante, die jedoch nach ein bis zwei Jahren spontan ohne Behandlung verschwindet, und die chronisch verlaufende, auf einen Herd beschränkte, die meist mehrere Jahre lang besteht und auch therapeutisch nur schwer zu beeinflussen ist. Sehr wichtig ist vor allem, dass der Patient trotz des meist sehr störenden Juckreizes der Versuchung widersteht, sich zu kratzen. Denn die so verletzte Haut zeigt die Tendenz, immer neue Knötchen auszubilden, und der Heilungsprozess wird verlangsamt. Den Juckreiz können Antihistaminika (antiallergische und Juckreiz stillende Medikamente) lindern. In besonders schweren Fällen werden zusätzlich Beruhigungsmittel verordnet.

Kortisonhaltige Salben hemmen die Entzündung und vermindern damit auch den Juckreiz. In letzter Zeit wird auch eine Behandlung mit Vitamin A ähnlichen Substanzen versucht. Aufgrund der nicht unerheblichen Nebenwirkungen sollte das aber nur bei besonders schweren Erkrankungen geschehen.

Lichen simplex

Die Flecken sind größer als beim Lichen ruber und können handtellergroß werden. Auch ihre Entstehung und Ausbreitung wird durch Kratzen begünstigt, der Juckreiz ist ebenfalls stark.

Farblich weichen sie von der gesunden Haut eher durch eine fehlende Pigmentierung ab, also eine weißliche Entfärbung, oder aber durch eine verstärkte Braunfärbung. Typisch ist auch, dass die kleinen Hautlinien stärker hervortreten. In der Umgebung dieser meist auf einen Hautbezirk beschränkten Flechte finden sich weitere kleine Einzelknoten, die oft von einer braunen Zone umgeben sind.

Befallen werden vor allen Dingen Nacken, Knie- oder Ellenbeuge, aber auch der Genitalbereich. Die Haut der betroffenen Körperpartien ist meist sehr trocken und neigt dazu, rissig zu werden. Auch bei dieser Krankheit ist die Ursache letztlich ungeklärt. Obgleich sie als eine Sonderform der Neurodermitis (AIlergiedermatitis, konstitutionelles Ekzem) angesehen wird, weil bei ihr ähnliche Veränderungen des Blutbildes auftreten, ist sie jedoch viel weniger allergisch bedingt. Magen-Darm-Störungen dürften eine Ursache sein.

Der Lichen simplex tritt gehäuft bei Menschen auf, die in ihrer Kindheit unter Milchschorf gelitten haben. Auch gegen den Lichen simplex kann Kortison als Salbe oder in Tablettenform verordnet werden. Zur Verringerung des Juckreizes helfen Antihistaminika.

Jedoch erweist sich diese Flechte oft als sehr hartnäckig und neigt darüber hinaus eher dazu, immer wieder aufzutreten, das heißt, chronisch zu werden. In diesen Fällen ist es sehr wichtig, dass der Betroffene es vermeidet, die Haut aufzukratzen. Infektionen und eine Verlangsamung der Heilung wären die Folge. Nach einer Abheilung blieben außerdem Narben zurück, die über viele Jahre hinweg eine verstärkte Braunfärbung zeigen würden.