AIDS

Als AIDS erstmals in die Schlagzeilen geriet, beherrschten Mißtrauen, Diskriminierung und Vorurteile die öffentliche Diskussion. Breitangelegte Aufklärungskampagnen tragen mittlerweile dazu bei, Informationsdefizite abzubauen und die Ausbreitung von AIDS einzudämmen.

AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome = erworbener Mangel an Abwehrkraft) wird durch das Human-Immunodeficiency-Virus übertragen, kurz HIV genannt. Wer mit diesem Virus infiziert ist, muss jedoch nicht zwangsläufig an AIDS erkranken.

Wissenschaftler vermuten, dass außergewöhnliche gesundheitliche Belastungen, Anfälligkeiten für bestimmte Krankheiten sowie Drogen- und Alkoholmissbrauch für den Ausbruch von AIDS – oft erst nach vielen beschwerdefreien Jahren – verantwortlich sind.

Lediglich der Endzustand der Immunschwäche wird als AIDS bezeichnet.

Ursachen

Das Vollbild der Krankheit entwickelt sich, wenn das körpereigene Immunsystem, der natürliche Abwehrmechanismus des menschlichen Körpers, durch HIV-Viren zerstört worden ist. HIV vernichtet eine bestimmte Gruppe von weißen Blutkörperchen, die T-Lymphozyten, die auch T-Helferzellen genannt werden.

Sie haben die Aufgabe, das körpereigene Abwehrsystem zu alarmieren, wenn vermehrt Bakterien oder Viren in den Körper eindringen; daraufhin produziert das Immunsystem Antikörper, die die Angreifer abfangen und vernichten. AIDS-Kranke haben aufgrund der zerstörerischen Aktivität des HIV-Virus weniger Helferzellen und werden daher häufiger und schwerwiegender von Infektionen und Krebs befallen als Menschen mit intaktem Immunsystem.

Häufigste Todesursachen von AIDS-Patienten sind eine bestimmte Form der Lungenentzündung (Pneumocystis-Carinii-Entzündung) sowie eine seltene Hautkrebsart, die als Kaposi- Sarkom bekannt ist.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Viren verändert das HIV-Virus die Beschaffenheit der angegriffenen T-Helferzellen, indem es sein zerstörendes Erbgut auf die gesunde Zelle überträgt und sich dort einnistet. Die T-Helferzellen sind dann nicht mehr in der Lage, das Virus als gefährlichen Eindringling zu erkennen und halten es für einen Teil der körpereigenen Zelle. Die Abwehrmechanismen werden infolgedessen nicht aktiviert. Das gleiche gilt für die HIV-freien T-Lymphozyten, die die bereits virusbefallenen Schwesterzellen ebenfalls nicht als Bedrohung wahrnehmen.

HIV ist ein langsam wirkendes Virus. Es kann mehrere Jahre dauern, bis jemand AIDS entwickelt.

Übertragung

Die meisten Menschen infizieren sich mit AIDS durch den Geschlechtsverkehr mit einem schon mit dem Virus befallenen Partner. Bei Frauen kann das Virus durch Geschwürbildungen oder Erosionen im Gebärmutterhals in die Blutbahn eindringen oder durch Verletzungen im weiblichen Genitalbereich. Das Virus kann auf den Mann übertragen werden, wenn sein Penis kleine Verletzungen oder wunde Stellen aufweist.

Darum besteht beim Vaginal- oder Analverkehr ein sehr hohes Infektionsrisiko. Andere Sexual-Praktiken, wie etwa der Oralverkehr, sind ebenfalls riskant, weil das Virus über Körperflüssigkeiten, wie zum Beispiel Blut, Sperma und Scheidensekrete in die Blutbahn eindringen kann.

AIDS kann auch durch direkte Blutkontakte übertragen werden. Drogenabhängige, die Nadeln und Spritzen gemeinsam verwenden, sind extrem gefährdet.

In der Vergangenheit wurden auch einige Menschen durch Bluttransfusionen oder Blutprodukte, die mit HIV verseucht waren, infiziert. Das Risiko, das Virus in dieser Weise in die Blutbahn aufzunehmen, ist mittlerweile ausgeschlossen.

HIV-infizierte Frauen können das Virus während der Schwangerschaft, der Geburt und unter Umständen auch über die Muttermilch an ihr Kind weitergeben. Bis zu 60 Prozent der Kinder von infizierten Müttern sind schon bei der Geburt HIV-positiv.

Das HIV-Virus kann durch den alltäglichen, nicht sexuellen Kontakt mit einer infizierten Person auf keinen Fall übertragen werden. HIV ist sehr instabil und wird außerhalb des Körpers leicht abgetötet. Man kann es daher nicht durch Händeschütteln bekommen; es besteht auch keine Gefahr, sich zu infizieren, wenn man aus einer Tasse mit einer infizierten Person trinkt. Beim täglichen Umgang mit einem HIV-Positiven ist man nicht gefährdet.

Symptome

Viele der Symptome von AIDS ähneln denen, die bei harmlosen Krankheiten, wie zum Beispiel einer Erkältung, einer Bronchitis oder einer Magengrippe auftreten. Aber bei AIDS werden diese Symptome meistens chronisch und erheblich schwerwiegender.

Zu den allgemeinen Symptomen von AIDS gehören geschwollene Drüsen im Nacken, in der Achselhöhle oder der Leiste, Gewichtsverlust, Fieber und Nachtschweiß, schwere Müdigkeit, Durchfall und Kurzatmigkeit in Verbindung mit trockenem Reizhusten. Es können auch rosafarbene bis violette, flache oder erhabene Hautflecken auftreten, und zwar am Mund, an der Nase oder den Augenlidern. Dabei handelt es sich um eine Form von Hautkrebs.

Wer diese Symptome aufweist, muss aber nicht unbedingt AIDS-infiziert sein. Es kann viele andere Ursachen für diese Beschwerden geben. So können zum Beispiel geschwollene Drüsen ein Zeichen für Drüsenfieber sein; Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust sind meist Anzeichen von Stress, Erschöpfung oder Erkältung. Wenn derartige Beschwerden chronisch werden und man nicht genau weiß, wo sie herkommen, sollten sie mit einem Arzt besprochen werden, besonders dann, wenn der Betroffene zu einer AIDS-Risikogruppe gehört.

Risikogruppen

AIDS ist keine Krankheit der Homosexuellen. Jeder kann AIDS bekommen, Männer und Frauen, Homo- und Heterosexuelle. In Zentralafrika, wo in bestimmten Gebieten nahezu jeder zehnte Einwohner betroffen ist, sind Frauen und Männer gleich häufig infiziert. AIDS ist also kein Randgruppen- Problem.

Rauschgiftsüchtige, die sich Drogen injizieren, gehen durch gemeinsam benutzte Spritzen ein hohes Infektionsrisiko ein. Wenn einer der Benutzer HIV-positiv ist, können auch alle anderen infiziert werden. Es wird jetzt geschätzt, dass einer von zehn Drogenabhängigen, die Drogen spritzen, mit HIV infiziert ist. In den nächsten Jahren wird ein großer Teil von ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit AIDS bekommen. Der beste Schutz für einen Abhängigen ist, sich keine Drogen in die Blutbahn zu injizieren. Diejenigen, die es doch tun, sollten grundsätzlich niemals Nadeln oder andere Instrumente zur Drogeninjektion gemeinsam mit anderen Personen benutzen.

AIDS und Bluter

Hämophilie ist eine seltenere Blutkrankheit, die hauptsächlich Männer befällt. Hämophiliekranke brauchen eine ständige Behandlung mit Medikamenten zur Blutgerinnung, die aus dem Blut von Tausenden von Blutspendern gewonnen werden. In der Vergangenheit sind Bluter mit Blutprodukten behandelt worden, die durch HIV „vergiftet“ waren.

Glücklicherweise wurde das Risiko, dass Kranke durch eine Behandlung mit Blutprodukten infiziert werden, inzwischen ausgeschaltet; die heute verwendeten Blutgerinnungsmittel werden wärmebehandelt, so dass das Virus zerstört wird. Außerdem wird jeder Gerinnungsfaktor einzeln auf HIV getestet.

Bluttransfusionen

Bevor der HIV-Antikörpertest entwickelt wurde (1985) , bestand das Risiko, sich durch Blutübertragungen mit AIDS zu infizieren. Heute werden alle Blutspenden untersucht; positives Blut wird nicht weiterverwendet und vernichtet.

Somit ist in Österreich das Risiko einer AIDS-Infektion durch Blutübertragungen ausgeschlossen. Manche Leute befürchten wiederum, dass sie beim Blutspenden AIDS bekommen könnten. Das Spenden von Blut stellt aber kein Risiko dar. Alle Geräte in den Blutspendezentren der Bundesrepublik sind sterilisiert; Nadeln und Kanülen werden grundsätzlich nur einmal verwendet.

Auch das Risiko von Personen, die mit dem gespendeten Blut umgehen, und des Personals, das AIDS-Kranke versorgt und behandelt, scheint gering zu sein. Perspektiven der Behandlung Bisher gibt es für AIDS-Kranke keine Heilungsmöglichkeit und keinen Impfstoff, um eine Infektion mit HIV zu verhindern. Bei den meisten derzeit getesteten Arzneimitteln gegen diese Krankheit hofft man lediglich darauf, dass sie das Virus daran hindern, sich zu vermehren, wenn es in den Körper gelangt ist.

Auch Präparate, die das Immunsystem des Körpers positiv beeinflussen und stärken, werden weltweit erforscht. Doch obwohl bestimmte Arzneimittel helfen können, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder zu stoppen, scheint keines der bisher getesteten Mittel eine Heilung von AIDS zu garantieren.