Perniziöse Anämie

Früher war die perniziöse Anämie eine Krankheit mit tödlichem Verlauf. Durch lebenslange Injektionen mit Vitamin B12 kann sie erfolgreich behandelt werden. Die perniziöse Anämie (perniciosus lat. = verderblich) hat nicht nur Auswirkungen auf das Blut, sondern schädigt auch die Zellen des Verdauungstraktes und führt zu Nervenerkrankungen. Zur perniziösen Anämie kommt es, wenn die Magenschleimhaut nicht genügend von der Substanz bildet, die für die Aufnahme von Vitamin B12 (Cobalamin) aus der Nahrung notwendig ist. Diese Substanz, Intrinsic factor genannt, und Cobalamin bilden einen chemischen Komplex. Und nur in dieser bestimmten Form kann das wichtige Vitamin vom Darm verwertet werden.

Ursachen

Häufigste Ursache eines Intrinsic-factor-Mangels ist eine Atrophie der Magenschleimhaut, daher die Magenschleimhaut degeneriert und geht weitestgehend zugrunde. Warum dies geschieht, ist bislang nicht hinreichend geklärt, aber es könnte sich um eine Autoimmunkrankheit handeln, bei der der Körper mit seiner Immunabwehr körpereigenes Gewebe angreift und zerstört. Ergebnis ist, dass kein Intrinsic factor gebildet wird, und dies führt zu einem Cobalamin-Mangel. Cobalamin ist erforderlich, damit das Knochenmark die notwendige Anzahl von roten Blutkörperchen herstellen kann; wenn es also zu einer Mangelerscheinung kommt, verringert sich die Zahl der roten Blutkörperchen, und diejenigen, die erhalten bleiben, sind größer und unregelmäßiger als normal (megaloblastäre Anämie). Außerdem bringt ein Cobalamin-Mangel auch mit sich, dass die Anzahl der weißen Blutkörperchen, die Infektionen bekämpfen, zurückgeht.

Etwa drei Milligramm Cobalamin sind im Körper gespeichert, vor allem in der Leber. Der tägliche Durchschnittsbedarf liegt aber nur bei einem Tausendstel dieser Menge. Cobalamin ist nur in tierischen Nahrungsmitteln vorhanden. Strenge Vegetarier könnten deshalb zu wenig Cobalamin haben, aber sonst tritt dieser Ernährungsmangel selten auf. Es gibt aber auch noch andere Gründe für die Entstehung einer megaloblastären Anämie. Ein Mangel an Cobalamin kann etwa auftreten, wenn der Magen beispielsweise wegen einer Krebserkrankung operativ entfernt wurde. Dann fehlt die Schleimhaut zur Bildung des Intrinsic factors. Darmerkrankungen können ebenfalls eine megaloblastäre Anämie hervorrufen, vor allem, wenn der Krummdarm betroffen ist, in dem Cobalamin resorbiert (aufgenommen) wird. Der häufigste Grund dafür ist die Crohn-Krankheit, eine Darmentzündung.

Symptome

Zu den Symptomen gehören Blässe, Müdigkeit und Atembeschwerden. Außerdem kann Nasenbluten auftreten, und in extrem schweren Fällen kommt es zu Herzversagen. Neben diesen Anämiesymptomen weisen die Patienten noch andere charakteristische Merkmale auf: frühzeitig graues Haar und gelbliche Haut. Perniziöse Anämie entwickelt sich über einen sehr langen Zeitraum hinweg; das heißt, der Spiegel des Hämoglobins (des roten Pigments in den Blutzellen, das den Sauerstoff transportiert) sinkt sehr langsam. Der Körper kann sich den Auswirkungen anpassen. Oft muss der Hämoglobinspiegel extrem niedrig sein, bis die Krankheit sich tatsächlich bemerkbar macht. Bei der perniziösen Anämie ist das Risiko von Magenkrebs erhöht, weil die degenerierten Schleimhautzellen bösartig werden können.

Vorsichtshalber sollten die Betroffenen daher regelmäßig – ungefähr einmal jährlich – eine Magenspiegelung vornehmen lassen. Eine weitere Komplikation der perniziösen Anämie zeigt sich im fortgeschrittenen Stadium am Nervensystem. Mangel an Cobalamin führt zu Schäden am Rückenmark, die schwere Störungen,.in den Beinen hervorrufen. Die Beine fangen an zu kribbeln, werden empfindungslos und schwach, und das Gleichgewicht ist gestört. Später sind auch die Arme betroffen. Dieser Komplikation, die man als funikuläre Myelose bezeichnet, muss durch eine rechtzeitige Therapie mit Cobalamin vorgebeugt werden, da sich die Symptome nicht immer wieder zurückbilden. Ohne Behandlung kann jede Form der Anämie tödlich verlaufen. Aber das kommt heute nur noch selten vor, denn die Krankheit ist leicht zu erkennen und kann behandelt werden.