Vitamine in der Kleidung

Vitamine in der Kleidung - © MSPhotographic - Fotolia

Textilien lassen sich aus Überschüssen des Orangenanbaus und den Abfällen der Zitrusfrüchte verarbeitenden Industrie herstellen. Zwei sizilianische Jungunternehmerinnen haben das neue Verfahren mit Unterstützung einer Mailänder Zelluloseexpertin und eines süditalienischen Unternehmers nun zur Marktreife gebracht. Mithilfe von „Orange Fiber“ können auf umweltfreundliche Weise nahezu wertlose Nebenprodukte und wegen ihres Aussehens oder aus anderen Gründen unverkäufliche Ware sinnvoll genutzt werden.

Durchschnittspreis 80 Euro

„Bei dem von uns patentierten Verfahren handelt es sich um eine Technik, die die Extraktion von Zellulose aus den Ernteabfällen der Orangenanbauer und den Pressrückständen der Orangensafthersteller erlaubt“, erklärt Jungunternehmerin Adriana Santonocito. Bei der zusammen mit dem Zitrusfrüchteindustriellen Giovanni Pezzino Di Geronimo und der Zelluloseforscherin Elena Vismara am Mailänder Polytechnnikum entwickelten Methode werden organische Lösungsmittel mit geringer Umweltbelastung verwendet.

In ihrer Rolle als Modedesignerin hat Santonocito mittlerweile eine aus zehn verschiedenen und biologisch abbaubaren Orangenstoffkleidern bestehende Kollektion mit einem Durchschnittspreis von 80 Euro entworfen. Die Stücke können jedoch mehr als bisher bekannte Textilien: Die Besonderheit von Orange Fiber besteht darin, dass er seinem Träger auch einen kosmetischen Nutzen bringt. „Unsere Stoffe setzen während des Tragens auf der Haut stufenweise Vitmanin A, E und C frei“, erklärte Vismara. Unter Verwendung von Nanotechnlogien sei es nämlich möglich, die in der Schale enthaltenen ätherischen Öle einzukapseln und in den Stoff einzuarbeiten.

700.000 Tonnen Abfall im Jahr

In Italien entstehen durch die Verarbeitung von Zitrusfrüchten jährlich 700.000 Tonnen an Abfallprodukten. „Im Gegensatz zu der auf große Wassermengen angewiesenen Textilproduktion aus Baumwolle ist Orange Fiber nicht mit der Verschwendung von kostbaren Rohstoffen und auch nicht mit der Konkurrenz von Nahrungsmitteln verbunden“, so die italienische Wissenschaftlerin abschließend. Das Verfahren könne sich wegen seiner Nachhaltigkeit als Industriemodell auch außerhalb Italiens durchsetzen.

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